Mein erster Bericht über Invidious ist nun schon viele Jahre her und seitdem hat sich einiges getan. Die YouTube-Alternative ist für mich zu einem täglichen Begleiter geworden, was auch daran liegt, dass ich eine Verknüpfung via Bookmarklet erstellt habe (wie genau, erkläre ich später im Text). Auf diese Weise kann ich Invidious mit einer automatischen Weiterleitung von YouTube verwenden. Das geht derart schnell und einfach, dass ich gar nicht mehr auf die Idee käme, ein Video direkt bei YouTube anzusehen.
Außerdem ist YouTube für mich mit den Shorts und vielen anderen Entscheidungen nicht gerade attraktiver geworden. Die Plattform zu ignorieren ist jedoch unmöglich und eine YouTube-Alternative des Konkurrenten Twitch ist auch nicht in Sicht. Von Dailymotion und Rumble brauche ich hier gar nicht erst anfangen und Vimeo konzentriert sich zunehmend auf das Hosting von Videos, weniger auf die Gründung einer neuen Videoplattform. Doch es gibt immerhin Invidious als Alternative zu YouTube, was die Videos nicht nur werbefrei, sondern YouTube in meinen Augen auch gleich noch ein wenig besser macht.
Woran das liegt und was es mit Invidious genau auf sich hat, werde ich euch in diesem Artikel ausführlich beschreiben. Abseits dessen vergleiche ich die Performance der verschiedenen Invidious-Instanzen, kläre euch ein wenig über die technischen Hintergründe auf und gebe noch ein paar abschließende Tipps und Tricks zur Nutzung von Invidious als YouTube-Alternative. Dazu gehört unter anderem auch die Verknüpfung via Bookmarklet, welches euch dann automatisch von jedem beliebigen YouTube-Video direkt zu Invidious weiterleitet.
Invidious ist ein alternatives Frontend für YouTube. Frontend meint in der Entwicklung nichts anderes, als das, was ihr seht, wenn ihr eine Website besucht. Im Falle von YouTube ist die Website mit den Videos also das Frontend. Das Backend wäre dann der Bereich, den ihr nicht seht. Invidious lädt als alternatives Frontend die Videos von YouTube, zeigt sie aber auf andere Art und Weise an, als die Website von Google.
Das Ganze ist dabei Open-Source und besitzt verschiedene Instanzen. Invidious reduziert außerdem das Tracking, entfernt die Werbung, erlaubt Abos und Playlists ohne YouTube-Account (Invidious-Account) und nutzt einen schlichten und performanten Player. Die Plattform arbeitet, wie erwähnt, mit verschiedenen Instanzen, sodass jeder Invidious auf seinem Server betreiben kann, wenn er denn möchte. Einige dieser Instanzen sind schneller, andere langsamer, je nach Standort und Infrastruktur. Die Videos selbst werden von YouTube geladen, es handelt sich also nicht um eine illegale Kopie der Plattform. Invidious verändert nur die Darstellung von YouTube, bringt dabei jedoch auch gleich noch ein paar eigene Funktionen mit. Der Inhalt bleibt meines Wissens aber stets bei Google selbst und wird somit lediglich extern eingebunden.
Invidious ist daher primär eine YouTube-Alternative ohne Werbung. Als Alternative zu YouTube ist es besonders performant und bietet weitaus weniger Ablenkung als YouTube selbst. Es fokussiert sich mehr auf die Videos und ist auch deshalb so beliebt, weil die YouTube-Alternative die gesamte Darstellung drastisch reduziert. Außerdem lassen sich Kommentare und Empfehlungen ausblenden, was bei YouTube unmöglich ist, bei Invidious jedoch problemlos funktioniert. Auf diese Weise lassen sich Videos viel fokussierter schauen und es besteht nicht ständig die Ablenkung, auf die nächste Empfehlung zu klicken. Aber schauen wir uns die Vor- und Nachteile noch einmal kurz an.
Die Instanzen von Invidious sind eine heikle Angelegenheit. Kurz gesagt kann jeder eine Invidious-Instanz hosten, wenn er über das notwendige Know-how verfügt. Die Qualität dieser Instanzen unterscheidet sich jedoch deutlich. Einige indexieren nicht zeitnah und aktualisieren ihre Inhalte nicht regelmäßig. Das führt dann dazu, dass Videos auf einigen Instanzen verfügbar sind, auf anderen jedoch gänzlich fehlen oder erst viel später hinzugefügt werden. Wenn dem so ist, taugen sie für mich nicht als YouTube-Alternative. Bei einer solchen erwarte ich, dass ich alle Videos vorfinde, die auch auf YouTube vorhanden sind.
Was die Performance angeht, kommt es immer ein wenig darauf an, wo die Server für die jeweilige Instanz liegen. Aber eben nicht nur. Einige Instanzen nehmen zudem Änderungen am Quellcode von Invidious vor, andere nutzen die Standard-Version. Auch das hat Einfluss auf die Funktionsweise und Stabilität der YouTube-Alternative.
Weil mir Performance sehr am Herzen liegt, wie ihr sicherlich schon von meinen Artikeln zur iOS Performance und MacOS Performance wisst, bin ich auch bei Invidious auf Nummer sicher gegangen. Vor einigen Jahren testete ich daher alle Instanzen auf ihre Reaktionszeiten und auch auf deren Inhalte. Denn wie gesagt, gleichen einige Instanzen nicht sauber ab, weshalb viele YouTube-Videos dort dann erst später erscheinen. Eine YouTube-Alternative sollte aber nach Möglichkeit aktuell sein. Den Test habe ich nun abermals wiederholt und mir die Mühe gemacht, die unterschiedlichen Instanzen zu vergleichen.
Sowohl in meinem Bookmarklet weiter unten, als auch privat, kann ich am Ende nur eine Instanz von Invidious empfehlen und das ist yewtu.be. Diese läuft bei mir seit Jahren stabil, mit am schnellsten, enthält alle Videos und zeigt die wenigsten Fehler an. Als YouTube-Alternative ist sie für mich deshalb auch perfekt geeignet. Weitere »offizielle« Instanzen findet ihr übrigens hier aufgelistet.
Minutenlange Werbung vor einem kurzen Trailer. Kommt euch das bekannt vor? Normalerweise bin ich gegen AdBlocker, weil Websites von Werbung leben, doch bei YouTube und Instagram führt das Ganze derart ins Extreme, dass es für mich nicht mehr ertragbar ist. Die Plattformen erinnern mich an die Layer Ads von früher, die eines Tages so nervig wurden, dass wirklich jeder Mensch lernte, was ein AdBlocker ist und wie er funktioniert. Einfach nur, um diese nervigen Layer Ads loszuwerden. Die Layer von heute sind die viel zu langen Video Ads, wenn ihr mich fragt. Ich schau mir für einen Trailer, der kaum eine Minute lang ist, doch keine Werbung an, die fast noch länger ist. Also braucht es die YouTube-Alternative dringender denn je.
Das Problem von AdBlockern ist nämlich ihre Performance. Auf dem iPhone fressen Akku, auf dem MacBook schlichtweg Leistung und sie verlangsamen den Browser und somit den Seitenaufbau teilweise unangenehm stark. Das mag vielen gar nicht mehr auffallen, doch wer einmal einen DNS-Blocker wie NextDNS verwendet und seinen AdBlocker deinstalliert hat, der spürt sofort, wie negativ ein AdBlocker für die Leistung des Browsers ist. Leider ist es auf DNS-Ebene aber derzeit unmöglich, die YouTube-Werbung zu blockieren.
Das war einer der Gründe dafür, warum ich mich sehr intensiv mit Invidious als YouTube-Alternative beschäftigt habe. Dort wird keine Werbung angezeigt, der Player ist recht schnell und spielt auf dem iPhone beispielsweise auch im Hintergrund Musik ab. Das Problem ist allerdings, dass Invidious nicht YouTube ist und einen Umweg darstellt, der manchmal etwas unangenehm oder sogar nervig erscheint. Beispielsweise bei YouTube Embeds oder Links direkt zu YouTube. Das Bookmarklet entfernt aber auch diesen letzten Kritikpunkt, wie ihr gleich sehen werdet.
Ein Bookmarklet ist ein kleines Script, welches das URI-Schema verwendet, um Javascript direkt im Browser auszuführen. Im Grunde speichern wir also ein Script als Lesezeichen im Browser ab, welches beim Klick dann ausgeführt wird. Es kann sein, dass ihr Javascript im Browser erst aktivieren müsst, damit Bookmarklets überhaupt funktionieren. In Safari gibt es im Menü »Entwickler« eine Option namens »Javascript im intelligenten Suchfeld erlauben«. Bei mir funktioniert das Invidious Bookmarklet aber auch ohne diese Option. Falls es bei euch anders ist, schaut in eurem Browser mal danach und probiert ein paar entsprechende Einstellungen aus.
Theoretisch könnt ihr ein Bookmarklet von einer Website einfach in eure Lesezeichenleiste ziehen und fertig. Praktisch geht dabei oft etwas schief, weshalb ich es euch hier anders empfehlen möchte. Eine Anleitung für mein Invidious Bookmarklet folgt.
javascript:location.hostname.includes(%22youtube.com%22)?location.assign(%22https://yewtu.be%22+location.pathname+location.search+location.hash):location.assign(%22https://yewtu.be%22);
Wenn ihr jetzt auf YouTube surft und ein Video aufruft, könnt ihr einfach auf das Invidious Bookmarklet in der Lesezeichenleiste klicken. Automatisch werdet ihr dann zu Invidious weitergeleitet, und zwar genau zu dem Video, welches ihr gerade auf YouTube gesehen habt. Mit dem Invidious Bookmarklet ist es also möglich, ohne Suchen oder Umwege direkt zum entsprechenden Video auf der YouTube-Alternative zu gelangen.
Ich nutze Invidious auf diese Weise im Safari Browser und habe es dort so eingestellt, dass das Bookmarklet als Favorit auf Position eins abgelegt ist. Bin ich dann auf YouTube, muss ich nur noch die Tastenkombination »CMD + 1« drücken, um automatisch das Bookmarklet aufzurufen und zum Video auf der YouTube-Alternative zu gelangen. Viel besser geht es meiner Meinung nach gar nicht mehr. Nur anders, und zwar mit einer Browser-Erweiterung.
Tatsächlich habe ich eine Safari-Erweiterung entdeckt, die auf den Namen Vinegar hört. Als YouTube-Alternative funktioniert sie deshalb so gut, weil Vinegar den Player von YouTube vollständig austauscht. Und zwar mit einem nativen HTML 5 Player. Der wiederum ist deutlich schneller, läuft viel besser als der Player von YouTube und kann ebenfalls problemlos im Hintergrund abgespielt werden, beispielsweise wenn ihr euer Handy sperrt, aber weiterhin Musik von YouTube hören möchtet.
Werbung blockt Vinegar dabei ebenfalls und es funktioniert auch mit allen Embeds auf Websites von Dritten. Die Qualitätsstufe könnt ihr in der Erweiterung festlegen, was den Vorteil hat, dass YouTube überall im Browser mit derselben Qualität abgespielt wird. Auf diese Weise lässt sich mobil Datenvolumen sparen, da immer die eingestellte Qualitätsstufe eingehalten wird, auch bei Embeds auf Websites beispielsweise.
Vinegar lässt sich hervorragend als YouTube-Alternative verwenden, verlangt als Erweiterung für den Browser aber natürlich wieder etwas von der Performance und dem Akku eures Gerätes. Dort, wo auf YouTube Werbung eingeblendet, stoppt der Player außerdem gerne mal und muss dann wieder händisch aktiviert werden, indem ein wenig gesprungen wird.
Am Ende ist Invidious für mich die bessere YouTube-Alternative, speziell mit dem passenden Bookmarklet. Allerdings ist Vinegar einfacher, praktischer und somit für diejenigen zu empfehlen, die wirklich sehr viel YouTube-Videos ansehen. Invidious ist hingegen für mich persönlich perfekt, da ich eher wenig und nur gezielt schaue. Wer aber den ganzen Tag auf YouTube verbringt, dem dürfte Vinegar wohl deutlich besser gefallen.
Wer eine Alternative zu YouTube sucht, wird zwangsläufig über Invidious stolpern. Das alternative Frontend für YouTube läuft inzwischen wirklich gut, entfernt die Werbung und spielt die Videos problemlos in einem eigenen Player ab. Wer den YouTube-Player nicht mag, der wird hier schnell glücklich werden. Mit dem Bookmarklet lässt sich Invidious obendrein kinderleicht im Alltag verwenden, dank automatischer Weiterleitung von YouTube zu Invidious.
Persönlich kann ich euch noch Vinegar als Safari-Erweiterung empfehlen, was sich ebenfalls als YouTube-Alternative eignet. Das Addon für den Browser ist ein Leichtgewicht und hat keinen so negativen Einfluss auf die Performance, wie ein AdBlocker. Gleichzeitig liefert es nahezu alles, was auch Invidious liefert, integriert es aber direkt auf der YouTube-Website. In erster Linie ist der Vorteil hier ein cleaner Player ohne Werbung.
Welche Alternative zu YouTube euch schlussendlich am besten gefällt, müsst ihr natürlich selbst entscheiden. Wer nur gelegentlich ein YouTube-Video schauen möchte, für den ist Invidious meiner Meinung nach ideal. Wer ständig auf YouTube unterwegs ist, der wird hingegen mit Vinegar glücklich. Probiert einfach beides aus und findet selbst heraus, welche YouTube-Alternative zu euch und eurem Surfverhalten am besten passt.