Minimalistische Tastatur

Seit ich denken kann, sehne ich mich nach einer minimalistischen Tastatur. Die meisten Modelle, die ich im Einsatz hatte, haben mich über die Jahre hinweg allerdings maßlos enttäuscht. Meist nicht im ersten Augenblick, allerdings fast immer nach einer längeren Nutzungsdauer. Vielfach stellte sich heraus, dass der Minimalismus bei einem Großteil der Tastaturen nur etwas Vorgeschobenes war.
Was eine jede minimalistische Tastatur benötigt, sind beispielsweise cleane Keycaps. Also unbedruckte Tastenkappen, die mich mit keinerlei Symbolik oder Buchstaben ablenken. So clean und rudimentär wie möglich muss die Tastatur sein. Viele kommen da natürlich von vorneherein nicht infrage. Andere bieten zwar unbedruckte Tasten, sind dann aber wiederum wenig minimalistisch.
Über all die Jahre, inzwischen sogar Jahrzehnte, habe ich eine schier unglaubliche Anzahl an unterschiedlichen Tastaturen in der Hand gehabt. Das fing schon in meiner Jugend an, in der ich erste Programmierversuche startete oder beim Gaming feststellte, dass bestimmte Tastaturen nur zwei gleichzeitige Tastendrucke registrieren können, nicht aber mehrere Eingaben zugleich erkennen (Key-Rollover, N-Key-Rollover oder Anti-Ghosting).
Schnell wechselte ich auf mechanische Tastaturen und interessierte mich von Anfang an für die minimalistischen und besonders kleinen unter ihnen. Es gab eine Zeit, da konnte meine Tastatur zudem gar nicht klein und flach genug sein. Doch das ist lange vorbei, denn auch das ist der falsche Weg für eine minimalistische Tastatur.
In diesem Beitrag geht es nun nicht darum, eine Vielzahl an minimalistischen Tastaturen vorzustellen oder zu empfehlen. Es geht eher darum, meine persönliche Reise zu beschreiben und euch zwei Modelle zu zeigen, die am Ende übrig geblieben sind. Wobei es eigentlich nur eines ist, welches ich aktiv nutze und als minimalistische Tastatur bezeichnen würde. Doch ich möchte nicht vorgreifen und lieber etwas ausholen, da das Thema sehr komplex ist.
Was ist eine minimalistische Tastatur?
Bevor ich euch die zwei Tastaturen vorstellen werde, die in meinen Augen besonders minimalistisch sind, möchte ich zunächst einmal definieren, was eine minimalistische Tastatur genau ist und ausmacht. Für mich ist eine minimalistische Tastatur eine Tastatur, die besonders klein ist, über ein minimales Layout ohne unnötige Sondertasten verfügt, möglichst wenig Platz beansprucht und nach Möglichkeit auch keinerlei Aufdrucke oder Ähnliches besitzt. Ablenkungsfreies Schreiben beginnt bei der Tastatur und jedes Symbol und jeder Aufdruck lenkt dabei in meinen Augen nur ab.
Wichtig ist, dass der Minimalismus bei einer Tastatur jedoch nicht überhandnimmt. Eine Tastatur, die zu klein ist, lässt sich verständlicherweise nicht mehr vernünftig bedienen. Eine Tastatur, die zu flach ist, aber ebenso wenig. Mechanische Tastaturen sind super, doch oft sind mechanische Tastaturen auch nur eine Ausrede dafür, ständig neue Schalter und Tastenkappen verkaufen zu können. Das kapitalistische Hobby für Programmierer und Menschen, die den ganzen Tag am Computer sitzen und das Gefühl haben, dort öfter mal etwas Neues zu benötigen. Mit Minimalismus hat das dann logischerweise nicht mehr viel zu tun, eher mit unnötigem Konsum und dem Drang, sich über seine Tastatur ausdrücken zu müssen.
Die ideale minimalistische Tastatur ist also auf das Wesentliche reduziert und besinnt sich auf eine möglichst lange Haltbarkeit. Eine minimalistische Tastatur ist somit weder zu groß, noch zu klein, noch zu schwer, noch zu leicht. Sie ist clean designt, ohne Markennamen oder Aufdrucke und arbeitet mit allen Geräten und Systemen zusammen, ist also nicht ausschließlich für Windows oder MacOS gedacht und entwickelt worden.
Minimalismus bedeutet in diesem Zusammenhang für mich daher, dass eine minimalistische Tastatur zugleich die letzte Tastatur ist, die ich jemals benötige oder überhaupt besitzen möchte. Mit einer minimalistischen Tastatur gibt es schlichtweg keinen Grund mehr zu wechseln. Eine minimalistische Tastatur ist perfekt und nachhaltig, überzeugt mit Langlebigkeit und Support (Firmware Updates) und bleibt daher über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg bei mir. Sie ist ein Arbeitsgerät, kein billiges Accessoire.
Vor allem aber bleibt sie immer gleich gut und kann, ganz im Sinne alter Tastaturen, auch an zukünftigen Geräten noch problemlos angeschlossen und betrieben werden. Sie besitzt demnach keine speziellen Sondertasten oder verfügt über exotische Anzeigen, die im schlimmsten Fall einen zusätzlichen Treiber benötigen, um überhaupt zu funktionieren. Im Zweifel wird sie sogar per Kabel betrieben, um den Akkutausch zu vermeiden und nicht an Bluetooth oder andere Standards gebunden zu sein.
Das alles muss eine minimalistische Tastatur erfüllen, um eine minimalistische Tastatur sein zu können. Jedenfalls in meinen Augen.
HHKB HYBRID Type-S Snow (Blank Keycaps)

Das Happy Hacking Keyboard (HHKB)* könnte als die vielleicht minimalistischste Tastatur aller Zeiten bezeichnet werden. Auch, weil das gesamte Konzept des HHKB auf einen gewissen Minimalismus und vor allem Nachhaltigkeit ausgelegt ist. Der Grundgedanke ist nämlich, dass die Tastatur ein modernes Werkzeug darstellt. Genau wie der Mechaniker also seinen Schraubenzieher hat, mit dem er am zuverlässigsten arbeiten kann und den er immer mit sich herumträgt, sollen Menschen, die am Computer arbeiten, immer dieselbe Tastatur verwenden.
Das HHKB reduziert dabei die Anzahl der Tasten, wobei trotz der kompakten Maße, Tasten in normaler Größe realisiert werden können. Es entstand als Reaktion darauf, dass jeder neue Computer damals auch ein eigenes Layout bei den Tastaturen mit sich brachte (das erste HHKB erschien 1996). Es gab zu diesem Zeitpunkt noch kein einheitliches Layout und das störte schlichtweg. Mit jedem neuen Computer mussten sich Nutzer somit erneut umgewöhnen. Mit dem HHKB wurde das anders, denn die minimalistische Tastatur besaß nicht nur ein etabliertes und gängiges Layout, sondern funktionierte auch auf nahezu allen Geräten auf die gleiche Art und Weise. Heute sogar gemeinsam mithilfe von Bluetooth-Multipairing.
Layout, Tastenformen und Druckpunkt (Topre-Tastenschalter mit 45g) sind zudem rein auf die Effizienz ausgelegt und orientieren sich an klassischen Tastaturlayouts. Geboten werden 60 Tasten mit Verzicht auf den Nummernblock, eine fast symmetrische Anordnung selbiger sowie zylindrische Tasten in Stufen, die das Tippen von jeder Position aus enorm erleichtern. Das ist keine Werbung, das ist meine ehrliche Begeisterung für das HHKB. Diesen Bericht hier tippe ich gerade auf einem HHKB Hybrid Snow mit unbedruckten Tastenkappen und es fühlt und hört sich fantastisch an.
Noch nie konnte ich derart gut tippen, wie es mir mittlerweile auf dem HHKB gelingt. Absolut ermüdungsfrei und mit viel Freude am Tippgefühl der Tastatur selbst. Auch wenn das Problem mit den Umlauten (kein QWERTZ) erst einmal vorhanden ist, stört selbiges auf Dauer nicht weiter. Daran gewöhnte ich mich schlichtweg nach einigen Tagen und habe bei mir Umlaute per Sondertaste plus Buchstabe realisiert. Das erforderte logischerweise erst einmal etwas Umdenken und Übung, aber nicht mehr, als es im Grunde jede neue Tastatur vom Muskelgedächtnis verlangt.
Wer sich eine minimalistische Tastatur wünscht, die mehr als nur minimalistische Optik bietet, der ist mit dem HHKB wirklich gut beraten. Außerdem gibt es das HHKB schon direkt beim Hersteller mit unbedruckten Tastenkappen zu kaufen. Die unbedruckte Variante hat zudem keinerlei Aufdruck auf dem Gehäuse selbst (Logo und Typbezeichnung). Letzteres bemerkte ich leider etwas zu spät und bestellte mir damals die bedruckte Variante und zusätzlich die unbedruckten Keycaps (ich wusste nicht, ob ich mit unbedruckten Tastenkappen wirklich zurechtkomme). Im Nachhinein würde ich es eher umgekehrt empfehlen, um den Aufdruck am Gehäuse zu vermeiden. Aber hinterher sind wir ja alle immer schlauer.
Unbedruckte Tastenkappen für das HHKB
Das aktuellste Model des HHKB ist derzeit das HHKB Hybrid Type-S Snow. Es kommt in einem wunderbaren Weißton daher, der kein künstliches Reinweiß, sondern eher so etwas wie Naturweiß darstellt, wie ich finde. Auch wenn offiziell von »Reinweißen Tastenkappen« die Rede ist. Das ist wirklich sehr ästhetisch, weil der Weißton nicht so gebleicht oder künstlich erscheint. Gerade auch im Vergleich mit anderen Kunststoffen. Es ist einfach ein sehr natürliches Weiß und das gefällt mir ausgesprochen gut.
Beim Hersteller PFU (EMEA) Limited (gehört zu Fujitsu) gibt es die unbedruckten Tastenkappen als einzelnes Set zu kaufen, ebenso wie es die bedruckten einzeln zu kaufen gibt. Auf diese Weise lässt sich auch relativ einfach eine angepasste Variante erstellen, bei der die Keycaps nach Belieben getauscht werden können.
Ich zum Beispiel muss bei meinem unbedruckten HHKB die Zahlentasten gegen die bedruckten austauschen. Nicht, weil es mir anders nicht besser gefallen würde, sondern weil ich auch nach Jahren der Nutzung noch immer die falschen Zahlen tippe, wenn die Tasten unbedruckt sind. Ich weiß nicht, warum das so ist, es passiert mir aber immer wieder. Daher habe ich die Zahlenreihe mit bedruckten Keycaps eingesetzt, während ich bei allen anderen Tasten die unbedruckten Keycaps verwende.
Die Tastenkappen selbst lassen sich dabei kinderleicht austauschen und zu den Keycaps gibt es auch gleich eine passende Klammer, um diese herauszunehmen. Im Grunde werden sie einfach nur abgezogen und aufgesteckt. Die eigentlichen Topre-Schalter sind gar nicht sichtbar, dafür müsstet ihr die Tastatur komplett aufschrauben. Hier zeigt sich übrigens gleich noch die wunderbare Verbreitung der minimalistischen Tastatur. Da wirkt nichts billig oder wackelig, wie bei manch einer anderen mechanischen Tastatur. Auch wenn das Gehäuse leider aus Plastik und nicht aus Metall gefertigt wurde.

Modifikationen am HHKB vornehmen
Anders als bei vielen anderen mechanischen Tastaturen ist das Modding bei dem HHKB nicht unbedingt gängig und auch nicht zwangsläufig notwendig. Speziell seit das neueste Modell (HHKB Hybrid Type-S Snow) bereits über Dämpfungsringe verfügt, gibt es kaum noch einen Grund, warum das HHKB eigenständig geöffnet werden sollte. Allerdings lässt sich der Klang der minimalistischen Tastatur mit dickeren Dämpfungsringen noch einmal stark beeinflussen. Dämpfungsringe werden dabei angebracht, um das Tippgeräusch bzw. den Aufprall der Schalter zu dämpfen. Dadurch entsteht ein anderes, meist dumpferes und tieferes Tippgeräusch.
Außerdem kann Stoff oder Schaumstoff in das Gehäuse geklebt werden. Auch das dämpft und verändert die Tippgeräusche der minimalistischen Tastatur abermals. Einige gießen in die Gehäuse von mechanischen Tastaturen sogar flüssiges Silikon, um den Sound und die Dämpfung zu perfektionieren. Das ist beim HHKB jedoch heikel, da hier extrem wenig Platz im Gehäuse verbleibt. Die Verarbeitung ist derart passgenau, dass es wirklich nur wenig Bedarf für derartige Mods gibt.
Zu guter Letzt werden mechanische Tastaturen auch gerne noch mit dem sogenannten Lubing, also dem Schmieren oder auch Fetten der Schalter modifiziert. Dazu gibt es spezielle Schmiermittel für mechanische Tastaturen, die für das Lubing verwendet werden. Die Schalter gleiten dann schneller und weicher durch das Gehäuse. Persönlich finde ich nicht, dass dies beim HHKB oder allgemein bei Topre-Schaltern notwendig ist.
Überhaupt sind viele der Modifikationen eben eher etwas für normale mechanische Tastaturen, die nicht derart durchdacht gebaut sind, wie es beim HHKB der Fall ist. Denn über Dämpfungsringe verfügt das HHKB Type-S bereits, Lubing ist bei Topre-Schaltern nicht zwangsläufig notwendig und Schaumstoff mag bei einigen mechanischen Tastaturen viel wirken, ist in dem engen Gehäuse des HHKB jedoch nahezu funktionslos. Das HHBK ist einfach eine sehr durchdachte und bereits fast perfekte minimalistische Tastatur, die somit gar keine besonderen Modifikationen mehr benötigt.
Die einzige Modifikation, die mich wirklich sabbern lässt, ist ein absurd schönes, jedoch auch eben so absurd preisintensives Aftermarket-Gehäuse für das HHKB. Das Heavy Grail Case von Norbauer gleicht den einzigen Fehler am HHKB aus, nämlich das unschöne Plastikgehäuse. Statt in Kunststoff wird das HHKB damit in ein CNC-gefrästes Metallgehäuse eingehüllt. Wunderschön, leider aber auch absurd teuer und beständig ausverkauft.
Fazit zum minimalistischen HHKB
Als minimalistische Tastatur ist das HHKB mit unbedruckten Tastenkappen für mich ein unglaubliches Meisterstück der Technik. Es kombiniert die mechanische Raffinesse, die eine Tastatur durch Topre-Schaltern besitzt, mit einer puren, sehr minimalistischen Ästhetik. Anders als das Magic Keyboard von Apple versucht es dabei nicht unglaublich flach oder klein zu sein, sondern eher besonders durchdacht und robust. Das HHKB ist tatsächlich eine Tastatur, die in erster Linie nicht gut aussehen, sondern vor allem funktionieren soll. Ein Werkzeug eben, kein Accessoire.
Das HHKB ist damit eine minimalistische Tastatur, die zwar modifiziert und angepasst werden kann, aber keinesfalls muss. Sie ist gemacht, um für immer ein Teil des eigenen Setups zu bleiben. Das HHKB soll nicht zeitnah ausgetauscht werden müssen. Die Topre-Schalter besitzen eine Lebensdauer von 50 Millionen Anschlägen und Ermüdungserscheinungen sucht ihr hier vergeblich. Die Keycaps sind aus PBT (Stabil, haltbar, Farb- und UV-Beständigkeit) und besitzen eine ganz feine Textur, die jede einzelne Taste robust und weniger rutschig erscheinen lässt.
Persönlich verwende ich das HHKB schon sehr lange und es sind absolut keine Abnutzungserscheinungen sichtbar. Während die Tastenkappen auf meinem Magic Keyboard wohlgemerkt bereits glatte Stellen aufweisen, obwohl es nicht so alt wie das HHKB ist. Mal ganz davon abgesehen, dass ich das Magic Keyboard bereits einmal komplett austauschen musste, weil die Leertaste anfing zu quietschen (und beim neuen auch schon wieder quietscht). Das ist übrigens kein unbekanntes Problem, wie ich nun herausfand. So schick das Magic Keyboard also auch ist, so wenig durchdacht erscheint es an vielen Stellen und obwohl es auf den ersten Blick hochwertiger als das HHKB wirkt, zeigen sich doch recht schnell bestimmte Abnutzungserscheinungen und Probleme.
Das HHKB hingegen ist das genaue Gegenteil. Trotz intensivster Nutzung sieht es noch aus wie am ersten Tag nach dem Kauf. Das Tippgefühl ist ebenfalls noch exakt dasselbe, ohne Gebrauchsspuren oder eine Veränderung der Druckpunkte. Jede Taste fühlt sich dabei absolut präzise an. Eine unglaublich gute Tastatur, die auch die Ästhetik als minimalistische Tastatur in jeder Hinsicht erfüllt. Das HHKB ist daher auch immer meine erste Wahl, während das Magic Keyboard von Apple nur den Ersatz darstellt.
Apple Magic Keyboard (Blanko Keys)

Auf den ersten Blick erscheint das Magic Keyboard von Apple* eine sehr minimalistische Tastatur zu sein. Durch seine flache und kleine Bauweise kommt zudem kaum eine andere Tastatur an die minimalen Abmessungen des Magic Keyboards heran. Trotz der extrem flachen Bauart und Mechanik ist das Tippgefühl der Tastatur aber überraschend stimmig und angenehm. Apple liefert hier wirklich eine schlichtweg wunderbare Qualität ab, auch im Hinblick auf die Verarbeitung.
Für gewöhnlich heißt es zwar, dass kurze Tippwege mehr Ermüdung in den Fingern verursachen und deshalb unangenehmer zu tippen sind, doch das scheint beim Magic Keyboard nicht zwangsläufig der Realität zu entsprechen. Speziell bei langen Texten ist die flache Bauweise des Magic Keyboard, dessen Tasten einen Scherenschalter-Mechanismus verwenden, absolut genial. Ich selbst habe mit dem Magic Keyboard schon derart viel getippt, dass ich es nicht mehr missen möchte. Da kommt keine andere Tastatur in derart flacher Bauweise heran.
Das Magic Keyboard ist zudem unglaublich präzise, fantastisch verarbeitet und erzeugt ein angenehmes Tippgefühl. Selbst der recht hohe Sound beim Tippen, der sich so anders als bei den meisten mechanischen Tastaturen anhört, ergibt beim Schreiben dann einen überaus angenehmen Flow. Auch, weil die Tasten absolut stabil im Aluminiumgehäuse sitzen und zu keinem Zeitpunkt wackelig oder instabil wirken. Da klackert nichts, da hört ihr nur ein gleichmäßiges Tippen und kein Wackeln.
Als minimalistische Tastatur macht sich das Magic Keyboard von Apple daher gut, besitzt aber leider auch einige Nachteile. Vor allem, dass die Keycaps bedruckt sind und nicht so einfach ausgetauscht oder gewechselt werden können, stört mich sehr. Auch die Leiste mit den Funktionstasten ist etwas, was ich persönlich einfach überflüssig finde. Die Tastatur wäre noch einmal locker zwei Zentimeter kleiner, ohne die Funktionstasten, die ich ohnehin so gut wie nie verwende.
Magic Keyboard Keycaps wechseln
Als Minimalist wollte ich stets eine möglichst minimalistische Tastatur, weshalb mich der Aufdruck auf den Tasten des Magic Keyboard auch massiv stört. Ich hatte daher mit dem Gedanken gespielt, die Tasten einzeln zu entfernen und selbstständig neu zu lackieren. Allerdings ist Lack, egal welcher Art, bei Tastaturen wenig empfehlenswert. Noch weniger empfehlenswert ist es jedoch, die Keycaps des Magic Keyboards einfach zu entfernen. Vor allem, weil das meist nicht ohne Weiteres gelingt und beim Versuch oft einen Schalter zerstört.
Die sind mit ihrer Scherenmechanik relativ kompliziert eingehakt und müssen einseitig ausgehängt und dann gelöst oder eben anschließend wieder eingehängt und festgedrückt werden (dieses YouTube-Video erklärt es genauer). Das hatte ich in der Vergangenheit schon einmal probiert, wobei mir eine der Halterungen, trotz aller Vorsicht, einfach abgebrochen ist.
Dank Apple Care wurde die Tastatur damals zwar glücklicherweise kostenlos von Apple ausgetauscht, doch das ganze Unterfangen ist ziemlich heikel und ich würde sagen, dass niemand alle Keycaps aus dem Magic Keyboard entfernen kann, ohne dabei zumindest einen der Schalter leicht zu beschädigen. Ich würde es mir jedenfalls nicht noch einmal zutrauen, da wäre mir das Risiko schlichtweg zu groß.
Zudem stellte sich schnell heraus, dass es nahezu unmöglich ist, Ersatz- oder individuelle Keycaps für das Magic Keyboard zu bekommen. Es gibt für mechanische Tastaturen zwar einen riesigen Markt an Keycaps, nicht aber für das Magic Keyboard von Apple. Es ist schon schwierig, überhaupt Ersatztasten oder auch nur Ersatzteile für Apple-Geräte zu finden. Bei dem notwendigen Aufwand, um die Tasten zu lösen, ist es fast verständlich, dass hier kein Markt für Tastenkappen existieren kann.
Meine Recherchen zu Blank Keycaps oder auch Blanco Keycaps, also unbedruckte Tastenkappen für das Magic Keyboard von Apple, endeten jedenfalls im Nichts. Alle Tastenkappen entfernen und selbstständig neu lackieren, versprach auch wenig Erfolg. Zumal Lack bei Tastenkappen, die täglich hunderte Male gedrückt werden, auch schwierig bis unmöglich aufzubringen ist. Jedenfalls so, dass er auch hält.
Also was tun, um das Magic Keyboard minimalistischer zu gestalten? Durch einen Zufall stieß ich auf eine andere Lösung.

Unbedruckte Tastenkappen mit Stickern
Durch Zufall erinnerte ich mich dann an Keycaps für Final Cut und Apple Logic. Das waren entweder Silikonaufleger für die Tastatur, mit aufgedruckten Shortcuts, oder aber Sticker, die auf einzelne Tasten geklebt werden konnten. Silikonaufleger waren im Alltag fummelig und nicht geeignet für Vielschreiber, da sie nach einer Weile klebrig wurden und sich außerdem zu leicht verschoben. Sticker hingegen hatte ich damals schon gehabt, um wichtige Final Cut Shortcuts schneller zu lernen. Die Haltbarkeit war meiner Erinnerung nach gut. Sticker für Blanko Keycaps auf dem Magic Keyboard schienen also eine clevere Idee zu sein.
Nach langer Recherche (ihr glaubt gar nicht, wie lange), entdeckte ich einen Anbieter für eine ganze Menge solcher Tastaturaufkleber. Allerdings aus Polen und mit Preisen, die mir relativ absurd zu sein schienen. Ich meine, um die 40 US-Dollar für unbedruckte Blanko Tastaturaufkleber auszugeben, erscheint schon etwas absurd, oder? Das fand ich jedenfalls erst einmal happig, zumal mir auch unklar war, welche Qualität die Sticker am Ende tatsächlich haben würden. Das Potenzial, dass sie einfach billiger Schrott sein würden, war schließlich relativ hoch. Also verzichtete ich erst einmal.
Nach einer weiteren langen Recherche entdeckte ich (wieder durch puren Zufall) einen deutschen, unscheinbaren Händler für Tastaturaufkleber. Der hatte nur leider nicht das aktuellste Magic Keyboard mit Touch ID gelistet. Aber Fragen kostet nichts, dachte ich mir, und 5 Euro für ein paar Sticker klang auch deutlich realistischer als 40 US-Dollar für ein Set aus Polen.
Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass das Modell zwar nicht gelistet war, der Händler aber unglaublich freundlich erschien und sofort auf eine Anfrage reagierte. Also schickten wir uns ein paar E-Mails hin und her, ich nannte ihm die Modellnummer des aktuellsten Magic Keyboard mit Touch ID, schickte ihm den Link zum Apple Shop und siehe da, der Druck war kein Problem. Sagte er jedenfalls.
Ein paar Tage später bekam ich die Sticker per Post und mit Rechnung zugeschickt. Super fair. Die Sticker waren sauber geschnitten und die Folie erschien mir qualitativ hochwertig. Das Anbringen auf den Tasten des Magic Keyboard war dann wiederum etwas fummelig. Doch durch den flexiblen Kleber konnte ich die Sticker zumindest immer wieder problemlos abziehen, um sie noch einmal präziser aufzukleben. Das klappte dann, mit etwas mehr Geduld, erstaunlich gut.
Fazit zum minimalistischen Magic Keyboard
Sticker sind definitiv nicht die schönste Lösung, die ich mir für eine minimalistische Tastatur vorstellen kann. Lieber hätte ich unbedruckte Keycaps gekauft und diese dann sorgsam mit denen des Magic Keyboard ausgetauscht. Das hätte ich wirklich versucht, auch wenn mir dabei mehrere Magic Keyboards kaputtgegangen wären. Das Resultat nämlich einfach eine saubere und minimalistische Tastatur gewesen, in typisch hoher Apple-Qualität. Doch es ist schier unmöglich, unbedruckte Tastenkappen für das Magic Keyboard zu finden. Schickt mir gerne eine Nachricht, wenn ihr da mehr wisst.
Die Sticker für 40 US-Dollar hätte ich mir nicht gekauft. Sticker sind immer ein Kompromiss, deren Haltbarkeit stark begrenzt und deren Qualität erst einmal unklar ist. Und es sind immer noch nur Sticker, die mir niemals 40 US-Dollar wert sein könnten. Es gibt zwar wirklich hochwertige Vinylfolien für Aufkleber, die derartigen Ansprüchen gerecht werden könnten, es gibt aber auch viel Schrott. Da lasse ich mir nicht blind Sticker aus Polen schicken, deren Qualität sich mir erst nach Erhalt und längerer Nutzung offenbart.
Die Tastaturaufkleber aus Deutschland, für ungefähr 5 Euro pro Satz, waren da natürlich eine fantastische Entdeckung. Die Qualität ist gut, die Passgenauigkeit ist gegeben, der Kontakt zum Hersteller war unkompliziert und freundlich, das gesamte Kauferlebnis hinterlässt bei mir daher ein positives Gefühl. Aber so ganz perfekt sitzen die Sticker dann natürlich doch nicht, weil das exakte Anbringen zur Herausforderung wird, die kaum perfekt gemeistert werden kann.
Das Magic Keyboard selbst, mit seinen Blanko Keycaps oder eben unbedruckten Tastenkappen, sieht mit angebrachten Stickern aber schlichtweg fantastisch aus. Kein Vergleich zur bedruckten Variante, die für Minimalisten geradezu überladen erscheint. Es wäre einfach traumhaft, das Magic Keyboard von Apple auch ganz offiziell mit Blanko Keycaps kaufen zu können. Schade, dass es so etwas nicht gibt.
Allerdings müssen auch immer alle Sticker aufgebracht werden, da der Weißton ein anderer ist als von den Tasten selbst. Einzelne Tasten freilassen, um bestimmte Symbole schneller zu finden, ist mit den Stickern also nicht möglich. Schlussendlich sind Sticker zudem ein Kompromiss, mit dem ich nicht sehr glücklich bin. Auch spüre ich stellenweise die Ränder der Sticker, wenn ich tippe, was ebenfalls nicht allzu schön ist. Optisch hingegen ist das Magic Keyboard damit wirklich eine absolut minimalistische Tastatur geworden. Die Sticker fallen nur beim genaueren Hinsehen und natürlich bei Benutzung auf.
Eine Tastatur für ein ganzes Leben
Schlussendlich würde ich das Happy Hacking Keyboard als die ultimative minimalistische Tastatur bezeichnen. Zudem ist das HHKB für mich auch einfach die ideale Tastatur. Die Druckpunkte sind perfekt und die Qualität der Topre-Schalter erscheint mir geradezu enorm. Die Verarbeitung ist spitze und auch wenn das Gehäuse aus Kunststoff gefertigt wurde, sieht es nie billig aus und passt an jeder Stelle perfekt.
Natürlich wäre ein Metallgehäuse deutlich hochwertiger, doch das gibt es im Falle des HHKB leider nur als Aftermarket Upgrade. Außerdem ist das Gehäuse vom HHKB sehr präzise und passgenau, also keineswegs von schlechter Qualität.
Das HHKB besitzt in der neuesten Version bereits Dämpfungsringe, hat Tastenkappen aus PBT und Topre-Schalter mit einer Lebensdauer von 50 Millionen Anschlägen. Die Tastatur hält also ein Leben lang oder ist zumindest mein Begleiter für eine sehr lange Zeit. In dieser Zeit werde ich immer gleich gut tippen und bin dabei unabhängig von der Tastatur, die mir das genutzte Gerät liefert. Ich schließe meine Tastatur also ebenso an mein MacBook an, wie auch an den iMac, den Windows-Rechner oder das iPad.
Es verbindet sich per Bluetooth oder mittels USB-C, kann unter Windows, MacOS und iOS betrieben werden und lässt sich per Tastendruck auch wechseln, sodass ich gleichzeitig und mit nur einer Tastatur verschiedene Systeme und somit Geräte bediene. Alles am HHKB ist durchdacht und das ist bei vielen mechanischen Tastaturen eben leider nicht der Fall. Viele dienen nur dem Kommerz und der Kaufsucht, mit ihren immer neuen bunten Keycaps und Modifikationen. Das HHKB ist im direkten Vergleich schlichtweg ein Arbeitsgerät und kein Spielzeug. Es funktioniert, so wie es ist, hervorragend.
Genau das ist es am Ende, was das HHKB für mich so minimalistisch erscheinen lässt. Es ist als das, was es ist, nahezu perfekt. Eine minimalistische Tastatur, die besser kaum sein könnte. Wer Qualität für seine tägliche Arbeit sucht und gleichzeitig absoluter und überzeugter Minimalist ist, der sollte daher unbedingt einen Blick auf das Happy Hacking Keyboard werfen. Für mich ist es die Tastatur für ein ganzes Leben und damit die Tastatur meines Lebens.