Als Minimalist mag ich Dinge, die auf das Wesentliche reduziert sind. Vollkommen ohne Ablenkung erscheinen. Als Content Manager und SEO und nicht zuletzt Texter hingegen, gefallen mir Projekte, die besonders performant sind. Optimiert bis an das Maximum des Möglichen.
Vor gar nicht allzu langer Zeit gehörte mir eine Website, die sich ausschließlich auf die Performance-Optimierung von WordPress konzentrierte. Ich war besessen davon, das faktisch überladene Content Management System bestmöglich zu entschlacken und Funktion für Funktion zu deaktivieren oder gänzlich zu entfernen.
Bis ich dann merkte, dass dies ein Kampf gegen Windmühlen ist. Ein CMS wie WordPress wollte schließlich besonders einfach, barrierefrei und komfortabel sein. Doch so etwas geht eben nicht, wenn du minimalistisch auftrittst. Daraufhin entdeckte ich statische Content Management Systeme, also sogenannte Flat File CMS. Und den Brutalismus.
Ursprünglich ist Brutalismus eine Richtung in der Architektur. Brutalismus kommt nicht vom deutschen »Brutal«, sondern meint das französische »béton brut« (roher Beton). Brutalismus stand in der Architektur daher für reduziertes, ehrliches Material, gepaart mit sozialer Verträglichkeit und einem rohen Äußerem. Es war der Gegensatz von aufgesetzten Stilen oder gar ausufernden Richtungen wie Art déco. Brutalismus war ein Weg hin zu ehrlichen, authentischen und sozial korrekten Bauten.
Für mich meint Brutalismus die Besinnung auf das, was wichtig ist. Keine Schnörkel und Verzierungen, wo Schnörkel und Verzierungen nun einmal nicht hingehören. Brutalismus reduziert alles auf einen Kern, der tadellos funktioniert und tatsächlich hilft. Brutalismus passt ganz wunderbar zu meinen Ansprüchen des Minimalismus, meint aber etwas vollkommen anderes, weil es Radikaler und weniger ästhetisch vorgeht. Es dreht sich beim Brutalismus nicht um eine bewusste Reduzierung, die gleichzeitig Freiheit und Schönheit bedeutet, sondern darum, Sinnvolles statt Unnötiges hinzuzufügen.
Dabei werden Brutalismus Websites oft als hässlich oder als Webdesign von damals verstanden. Diese Ansicht teile ich allerdings überhaupt nicht. Brutalismus nutzt, was überall funktioniert. Er interessiert sich nicht dafür, was gerade en vogue ist. Viele meinen, eine Website, die aussieht wie in den 90ern, ist automatisch auch brutalistisch. Das ist sie in meinen Augen allerdings nicht. Sie ist altbacken, nicht brutalistisch. Brutalismus meint weitaus mehr, als das, was viele darunter verstehen. Es ist mehr als nur eine Retro-Website.
In meinen Augen ist Brutalismus eine Richtung, die aufhört auf Trends und gängige Praktiken zu blicken. Brutalismus im Webdesign ist eine Stilrichtung, vielleicht sogar eine Einstellung, die den Kern der Sache findet und alles darauf auslegt, dass dieser bestmöglich funktioniert. Oder anders gesagt: Ein gutes Design muss im Brutalismus nicht zwangsläufig auch attraktiv erscheinen.
Design und Ästhetik sind dabei zwei unterschiedliche Aspekte. Wir alle sind von Design umgeben. Mal ist es clever oder durchdacht, dann wieder plump und einfach nur schlecht. Es verfolgt aber immer ein bestimmtes Ziel. Und dann ist da noch die Ästhetik, die uns Dinge aufdrängen möchte, weil diese gerade beliebt oder vermeintlich schön sind. Bestimmte Farben, Formen oder Materialien, die plötzlich überall auftauchen zum Beispiel.
Digitalen Brutalismus (oder auch Brutalismus Design) bezeichne ich als absolute Ehrlichkeit der Dinge. Brutalismus meint die Sache an sich, nicht das Drumherum. Er möchte nichts reduzieren, wie der Minimalismus. Brutalismus bringt das, was notwendig ist. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger. Der Minimalismus würde auf ein Menü verzichten oder es möglichst dezent darstellen. Der Brutalismus hingegen zeigt es extra deutlich und klar da, damit Nutzer*innen es bestmöglich und vor allem auch barrierefrei erreichen können. Egal wie das am Ende aussieht. Hauptsache es funktioniert gut.
Was ich am Brutalismus liebe, ist auch das, was ich am Webdesign oder Design an sich zu schätzen weiß. Es lügt mich nicht an. Es täuscht mich nicht. Es zeigt mir, was es ist, ganz offen, ehrlich und absolut transparent. Brutalismus Design verschwendet dabei nicht meine Zeit mit dem Unnötigen. Brutalismus will nicht gefallen oder modern sein. Er möchte funktionieren, mehr nicht. Er ist ehrlich und gänzlich ohne Täuschung. Brutalismus verfolgt immer die besten Absichten, ganz egal ob diese am Ende erreicht werden oder nicht.
Doch kommen wir noch einmal zu dem, was Brutalismus in meinen Augen eben nicht ist. Oft wird jede Retro-Website fälschlicherweise als Brutalismus Website bezeichnet. Auch die Website vom Modelabel Balenciaga soll Brutalismus Design anwenden. Das sehe ich jedoch anders. Brutalismus nutzt keine Webfonts, weil diese nicht notwendig und nicht roh sind. Es ist nicht derart verschachtelt. Balenciaga greift nur den Retro-Trend und die Einfachheit auf, die Brutalismus auszeichnet, ist dabei aber nicht wirklich brutalistisch. Die Website will lediglich auffallen.
Auch die Homepage von Supreme wird oft als Brutalismus Website bezeichnet. Doch eine Monotype Font zu verwenden, macht sie nicht automatisch brutalistisch. Das Schriftbild ist nicht simpel genug, die Formatierung zu sehr durchdacht und insgesamt ist das Ganze überdesignt, nicht brutalistisch. Auch hier möchten die Erschaffer um jeden Preis anders sein. Doch dieser Will erzeugt noch lange kein Brutalismus Design. Jedenfalls sehe ich das so.
Allerdings möchte ich auch nicht zum Gatekeeper werden, der like a Snob nun bestimmt, was brutalistisch ist und was nicht. Vielleicht seht ihr das also anders. Für mich setzt Brutalismus immer auf die einfachsten Mittel und das sind System Fonts, Browser Styles und eine möglichst unkomplizierte und barrierefreie Darstellung. Weil sich Brutalismus Design eben (ironischerweise) nicht um die Gestaltung kümmert oder darum, ob es gerade besonders gut aussieht. Es muss funktionieren, darum geht es im Brutalismus.
Nur weil eine Website kontrastreiche Farben, Monotype Fonts und Gifs nutzt, ist sie noch lange keine Brutalismus Website. Ein Teil der Anhänger*innen mag zwar genau das dafür halten, doch ich sehe die Sache ein wenig anders. Brutalismus ist am Ende durchdachter, als einfach nur eine schnelle, hässliche Website mit Boardmitteln zu gestalten. Es steckt schon weitaus mehr Ideologie dahinter.
Diese Website ist in gewisserweise eine Brutalismus Website, denn sie setzt auf ein Brutalismus Design oder auch Brutalismus Webdesign. Das bedeutet, dass sie in der Absicht erstellt wurde, besonders einfach und roh zu erscheinen, um bestmöglich zu funktionieren. Webdesign mag oft schön aussehen, doch ebenso häufig ist es leider nicht barrierefrei und steht sich damit selbst im Weg.
Weil eine Brutalismus Website mit ihrem Brutalismus Webdesign auf Standards des Browsers vertraut, sogenannte User-Agent Stylesheets, setzt sie auf Farben, Formen und Elementgestaltung, die schon seit den Anfängen des Internets verfügbar sind. Blaue Links sind ein gutes Beispiel dafür, genau wie schwarzer Text auf weißem Hintergrund. Die User-Agent Stylesheets sitzen dabei direkt im Browser (Chrome, Firefox, und Safari). Sie unterscheiden sich dabei nur bedingt voneinander. User-Agent Stylesheets sind so etwas wie ein standardisiertes Design, welches in allen Browsern nahezu gleich erscheint. Das Links überall unterstrichen sind und dieselbe Farbe haben, ist ein gutes Beispiel.
Genauer gesagt stellen diese User-Agents Stylesheets im Grunde genommen einen Teil des Brutalismus Webdesign dar. Denn wer eine Brutalismus Website erstellt, der setzt in der Regel auf genau diese allseits gültigen Stylesheets, statt unnötigerweise eigene hinzuzufügen. Die integrierten Stylesheets der Browser sind bestmöglich kompatibel, weitgehend barrierefrei und ziemlich durchdacht, weshalb sie oft besser funktionieren als so manche Eigenkreation. Außerdem sind Anpassungen, die Nutzer*innen in ihrem Browser vornehmen, automatisch auch auf deiner Website verfügbar, wenn du diese nicht gezielt veränderst. Was einer der Gründe ist, warum Brutalismus Design überhaupt zu einem Thema wurde. Weil das Web immer komplexer und gleichzeitig schlechter statt besser erschien.
Designs werden glatt, verwaschen, weich. Nicht nur aufgrund ihrer Möglichkeiten und der Ignoranz gegenüber dem barrierefreien Webdesign, bei dem Kontraste eine große Rolle spielen, sondern auch aufgrund der wenigen Trendsetter. Im Web herrscht eine GAFAM-Dominanz (Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft). Es sind die fünf dominierenden Internetunternehmen, die überall auftauchen und vieles zu bestimmen scheinen. Alles orientiert sich an ihren Vorlagen und beeinflusst sich gegenseitig, ohne dabei tatsächlich besser für die Nutzer*innen zu werden.
Einst brachte Microsoft beispielsweise Flat Design und Google etablierte daraufhin das eigene Material Design. Microsoft konterte mit dem Fluent Design und so wurde aus der reduzierten Gestaltungslinie wieder etwas Aufgeblähtes. Websites orientierten sich daran. Erst war alles flach, dann hatte alles Verläufe, später waren es Pastellfarben, die im Trend lagen, anschließend performancehungrige Schatten. Doch nur weil Pantone eine Farbe des Jahres bestimmt, muss die Gesellschaft diese Farbe noch lange nicht als Trend des Jahres betrachten. Leider geschieht genau das. Auf einmal ist alles gelb, alles lila, alles grün oder alles grau.
Brutalismus Design hingegen ist immer gleich. Es ist funktionell. Setzt auf Standards, die seit Jahrzehnten existieren und verändert nichts, was bereits funktioniert. Brutalismus ist simpel und verursacht keine hohen Ladezeiten, integriert keine Webfonts, spart Ressourcen auf dem Server und lädt blitzschnell mit mobilem Internet. Schlussendlich ist eine Brutalismus Website damit auch besonders nachhaltig und indirekt umweltschonend. Weil sie auf all die Zierde verzichtet und stattdessen nur sich selbst zeigt. Ohne das Drumherum oder eine Täuschung. Keine Scripte, keine Animationen, keine Farbpalette mit achtzig verschiedenen Untertönen und Verläufen. Nur Texte, Links, Bilder und Videos. Ohne Umschweife. Und zwar so, wie der Browser es darstellt.
Persönlich bezeichne ich mich als Minimalist und nicht als Brutalist. Weil ich die reduzierte Ästhetik am Ende treffender und klarer finde als den oft gnadenlosen Brutalismus. Der setzt nämlich in jede noch so schöne und freie Fläche ein Element, wann immer dies einen Mehrwert für die Nutzung verspricht. Ohne Rücksicht auf die Optik. Doch Brutalismus und Minimalismus sind sich auch sehr ähnlich. Das seht ihr schon allein an meiner eigenen Website.
Obwohl diese inzwischen minimalistisch geworden ist, nutzte ich dennoch viele Standard-Styles der Browser. Setze auf starke Kontraste und System Fonts, verwende die CSS-Eigenschaft Color-Scheme statt einem eigenen Dark Mode. Am Ende bin ich nur weniger radikal. Weil die Links ohne Unterstreichung etwas sanfter erscheinen und der Pfeil als Hauptnavigation minimalistischer ist als ein Logo oder ein Menü. Doch genug davon. Was genau unterscheidet den Brutalismus vom Minimalismus?
Einfachheit gegen Effektivität: Wie eben schon erklärt, sehen Links auf Brutalismus Websites für gewöhnlich immer gleich aus. Sie sind unterstrichen, weil es so erwartet wird und einen gängigen Standard darstellt. Was effektiv ist und funktioniert wird also auch verwendet, ganz egal ob es gut aussieht oder nicht. Im Minimalismus versucht man die Dinge zu reduzieren und ihnen mehr Freiraum zu lassen. Die Einfachheit siegt hier über die schiere Effektivität. Links ohne Unterstrich sind deutlich schlechter als solche erkennbar, doch ästhetisch bleiben sie dadurch auch zurückhaltender und minimalistischer. Das ist weniger brutal im Auge des Betrachters.
Webfonts gegen System Fonts: Ein wesentliches Merkmal von Brutalismus Design ist es, ausschließlich System Fonts zu verwenden. Meist wird nur ein »Sans-Serif« hinterlegt, weil dies der effektivste Weg einer Schriftwahl ist. Minimalismus hingegen reduziert zwar, darf das Design dabei jedoch von seiner Ästhetik heraus betrachten. Es geht viel um Ruhe, Klarheit und somit eben auch um eine besonders reduzierte Schriftart, die durchaus eine Webfont sein darf. Das Erscheinungsbild ist im Minimalismus also wieder einmal wichtiger als die rohe Funktion, die vom Brutalismus bevorzugt wird.
Akzeptanz gegen Brutalität: Zum Schluss noch einmal das Wichtigste. Weil Minimalismus aufgrund seiner Reduzierung nie hässlich sein kann, wird er von jeder Zielgruppe akzeptiert. Minimalismus stört nicht, weil er kaum sichtbar ist. Er reduziert, fügt aber nichts Unangenehmes hinzu. Brutalismus Design ist da anders. Es ist, wie der Name schon sagt, sehr roh oder eben schlichtweg brutal. Es sticht einem ins Auge, mit den harten Kontrasten, Linien und Browser Styles. Es provoziert regelrecht. Brutalismus Webdesign ist nichts für die Masse. Es ist etwas für Designer Blogs oder Museen. Wer Design nicht versteht, findet Brutalismus oft einfach nur hässlich.
Frei nach Dieter Rams und seinen zehn Regeln für gutes Design, dachte ich mir, ich erstelle im Zuge dieses Artikels ebenfalls ein paar Regeln. Und zwar für das Brutalismus Webdesign. Dabei habe ich die wesentlichen Merkmale vom Brutalismus gewählt und gleichzeitig darauf geachtet klarzustellen, was wirklich wichtig ist. Alles aber rein subjektiv, versteht sich.
Wie erwähnt, werden der Brutalismus und gerade auch das Brutalismus Webdesign sehr häufig missverstanden. So empfinde ich es zumindest. Es gilt zudem oft als hässlich und veraltet, dabei ist es nur roh und fokussiert. Die folgenden Regeln dienen dazu, die wichtigsten Punkte für eine gelungene Brutalismus Website zu verinnerlichen und umzusetzen.
Eine Website ist kein Magazin, kein Flyer, keine Kinoleinwand und kein Schaufensterregal. Selbst wenn sie Artikel wie in einem Magazin veröffentlicht, Veranstaltungen ankündigt, Videos zeigt oder Produkte verkauft. Eine Website dient dazu, den Besuchern etwas zu ermöglichen oder zu vermitteln. Ganz einfach. Es geht nur um den Inhalt, nicht um das Drumherum. Vergesst also, was gut aussieht und liefert euren Besucher*innen vielmehr das, was sie benötigen, um das Ziel der Website zu erreichen. Wenn das Menü bestmöglich funktioniert, aber nicht sonderlich schick ist, dann ist das Brutalismus.
Typografie ist toll und Webfonts sind ein spannendes Thema. Nur im Brutalismus nicht. System Fonts und sogenannte Web Save Fonts haben sich schließlich bewährt und sehen auf allen Geräten immer gleich gut aus. Sie sind nicht eindrucksvoll und auch nicht einzigartig, aber sie werden überall auf die bestmögliche Art und Weise angezeigt. Brutalismus Webdesign erzeugt Texte, die immer perfekt lesbar sind. Pur und roh. In Serif, Sans-Serif und Monotype.
Videos gehören, wie Bilder, ganz selbstverständlich mit zu einer modernen Website. Doch wir leben in einer Zeit, in der auf Instagram Filme von glühenden Messern meist mehr geklickt werden als eine eindrucksvolle Fotografie. Brutalismus setzt Bilder und Videos deshalb nur dort ein, wo sie notwendig sind und einen echten Mehrwert bieten. Schwachsinn gibt es nicht. Lazy Load ist hier ebenfalls kein Thema, denn alle Bilder sind wichtig und müssen sofort gesehen werden. Sind sie nicht bedeutend, werden sie nicht eingefügt.
Brutalismus Design ist vor allem auch eines, nämlich barrierefrei. Klare Farben und starke Kontraste sorgen dafür, dass alle Besucher*innen sich ideal zurechtfinden. Animationen und aufwendige Farbverläufe gibt es nicht. Wozu auch, sie würden nur ablenken und das Einfache unnötig kompliziert erscheinen lassen.
Viel zu viele Websites bauen Links ein, die nicht mehr wie Links aussehen. Dabei gab es von Anbeginn der Zeit die Farbe Blau, die im Internet Links markierte. Wenn möglich, wird im Brutalismus Design auch der typische Unterstrich (Text-Decoration: Underline) verwendet, der die Links aus dem Fließtext entsprechend hervorhebt. Das ist barrierefrei, deutlich erkennbar und daher besonders Effektiv. Brutalismus eben.
Brutalismus Websites nutzen zwar eigenen CSS-Code, setzen aber wo immer möglich auf die User-Agent Stylesheets oder auch Browser Stylesheets. Diese haben allesamt standardisierte Regeln integriert, die sich ganz nach der eigentlichen Funktion richten und sich daher ideal für Brutalismus Webdesign eignen. Einfach weil die Vorgaben im Browser meist der einfachste Nenner, also schlichtweg Standard sind.
Im Brutalismus geht es um rohe Ehrlichkeit. Integriert auf eurer Website daher keinen Inhalt, der wertlos ist. Keine Texte, die keine Bedeutung haben. Keine Layer, Banner oder nervige Werbung. Auch Brutalismus Websites dürfen kommerziell sein, Produkte verkaufen oder Werbung schalten. Nur achten Designer hier eben besonders darauf, diese sinnvoll und effektiv zu integrieren.
Weil der Brutalismus immer und jederzeit sparsam mit Ressourcen umgeht und sehr roh auftritt, ist Performance und Datensparsamkeit ein wichtiger Bestandteil vom Brutalismus Webdesign. Keine Webfonts, keine großen Stylesheets, im besten Fall nicht einmal Scripte und wenn ein CMS, dann nicht WordPress, sondern ein Flat File CMS mit statischer Ausgabe. Brutalismus denkt immer auch daran, dass Nutzer*innen wenig Datenvolumen haben und Inhalte konsumieren, nicht endlos laden möchten. Auch bei Online-Services ist Brutalismus daher ein echter Vorteil. Ein schönes Beispiel bilden hier die Metrics Tools, die als SEO-Tool brutalistisch erscheinen, dafür aber besonders schnell und übersichtlich sind.
Brutalismus ist roh, streng und wirkt in einer Welt voller Entzückung, wahrhaftig wenig entzückend. Doch das ist ein Feature! Brutalismus manipuliert Menschen nicht mit seinem Design, sondern ist jederzeit aufrichtig. Wahrheit mögen viele jedoch nicht. Brutalismus zeigt, was er ist, ohne Show, ohne Effekte, ohne die Lügen, dafür aber mit vielen Unvollkommenheiten, Unzulänglichkeiten und vielleicht auch Problemen. Brutalismus muss nicht perfekt sein. Er ist wie die handgemachte Keramiktasse, welche Macken und Dellen aufweist, die aufgrund ihrer einfachen Form aber viel besser funktioniert als alle anderen und sich noch dazu schneller abwaschen lässt.
Brutalismus Design möchte den Menschen nicht gefallen. Das merken diese natürlich. Niemand wird umschmeichelt. Brutalismus ist nicht modisch, niemals neu, wenig innovativ. Dafür ist er verständlich, einfach zu durchschauen, nützlich und in seiner puren Schlichtheit auch irgendwie ästhetisch. Aber eben erst auf den zweiten Blick. Nur mit dem Wissen, was Brutalismus überhaupt ist sowie dem Verständnis von Design selbst. Für alle anderen, die das nicht wissen, ist Brutalismus oft hässlich.
Meist werden der Brutalismus und speziell das Brutalismus Webdesign missverstanden. Als eine Art von bewusst unschön gestaltete Websites, die irgendwie retro und hip sein sollen. Genau das ist Brutalismus aber eben nicht. Er ist weder Minimalismus noch absichtliche Hässlichkeit, kein kurzer Trend und auch kein Retro Design. Er ist im Grunde sehr durchdacht, um in seiner rohen Art besonders gut zu funktionieren. Ganz ohne verschnörkeltes Design oder unnötige Ablenkungen.
Das ist Brutalismus.