Tomorrow Erfahrungen

Wer mich ein wenig kennt, der weiß, dass ich seit über einem Jahrzehnt Vegetarier bin und seit vielen Jahren komplett vegan lebe. Im Alltag spielt das keine große Rolle, es sollte aber Erwähnung finden, wenn es um meine Erfahrungen mit Tomorrow geht. Nachhaltigkeit funktioniert nämlich auch für Web Worker. Zumindest wenn diese bei der Auswahl ihrer Geräte und genutzten Services darauf achten, Firmen zu wählen, die wichtige und richtige Werte vertreten. So wie Tomorrow.

Die Tomorrow Bank, die gar keine Bank, sondern lediglich ein Fintech-Unternehmen ist, bietet ihren Kund*innen derzeit ein kostenloses Girokonto an, genau wie ein Together und ein CO₂-neutrales Konto. Ihr merkt also schon, worum es bei Tomorrow geht. Es dreht sich alles um Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und ein möglichst grünes Konto.

Meine Erfahrungen mit Tomorrow möchte ich euch in diesem Test ein wenig näherbringen. Denn obwohl es auch andere ethische Banken gibt und Banken, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, bin ich schlussendlich bei Tomorrow gelandet. Warum, wieso und weshalb, erkläre ich euch nun noch einmal ausführlich, indem ich euch Tomorrow vorstellen werde und meine Erfahrungen diesbezüglich schildere. Nach fast drei Jahren, mit dem Girokonto als Hauptkonto, wird es auch mal Zeit dafür. Und am Ende verrate ich euch dann noch, warum ich Tomorrow nun trotzdem kündigen werde.

Zur Tomorrow Website

Was Tomorrow ist und sein möchte

Wer im Tierschutz aktiv ist, der wird die Meldungen über die Sparkasse nur allzu gut kennen. Egal, ob es um Ermäßigungen für den Wildtier-Zirkus geht, Spenden an den Zoo oder andere Tierqualveranstaltungen, die Sparkasse ist alles, nur keine grüne, nachhaltige oder gar tierliebe Bank. Leider ist es aber die Bank, die während meiner Kindheit in der Nachbarschaft lag. Und wie das nun einmal so ist, schleppt man sein Konto sehr lange mit sich herum, bevor ein Wechsel in Erwägung gezogen wird.

Als das Maß für mich dann voll war (mit Dingen, die sich die Sparkasse erlaubt hatte), informierte ich mich über alternative Banken. Dabei stellte sich heraus, dass fast alle Banken irgendwie Dreck am Stecken haben. Außerdem investieren Geldinstitute selten nachhaltig, sondern stecken die Einlagen ihrer Kund*innen vielmehr in unschöne und schmutzige Projekte. Ausnahmen bilden die wenigen grünen Banken (GLS, EthikBank), die dann aber meist höhere Gebühren verlangen, weshalb Konten entsprechend teuer sind. Bei der ein oder anderen nachhaltigen Bank wird die Kontoeröffnung zudem durch Bürokratie erschwert. Einfach mal zu einer grünen Bank wechseln, erschien deshalb schwierig.

Dann stieß ich auf das Fintech Tomorrow. Selbiges wurde offiziell 2018 gegründet und ist damit für eine Bank noch relativ neu am Markt. Macht aber nichts, denn die Ideen sind ebenso frisch und fortschrittlich. Jedenfalls scheint es auf den ersten Blick so. Tomorrow möchte mit seinen über 50 Mitarbeiter*innen nachhaltiges Banking etablieren. Keine Genossenschaft, keine komplizierten Anträge. Stattdessen gibt es eine simple App, alles ist schnell einzurichten, easy zu bedienen und für jeden Laien verständlich dargestellt. Tomorrow ist zudem eine B Corporation (dazu später mehr) und investiert das Geld in Nachhaltige und Grüne Projekte. Bis hierher reicht das erst einmal an Informationen zur Tomorrow Bank bzw. dem Fintech Tomorrow.

Tomorrow Bank nachhaltiges Banking
Tomorrow möchte nachhaltiges Banking einfach machen. Die Smartphone-Bank bietet viele Annehmlichkeiten und investiert ausschließlich in grüne Unternehmen und Anlagen.

Nachhaltiges Banking bei Tomorrow

Falls ihr es genauer wissen möchtet, erkläre ich euch das Konzept gerne noch einmal etwas ausführlicher. Tomorrow investiert die Einlagen von Kund*innen nicht in die Rüstungsindustrie, nicht in klimaschädliche Energien und auch nicht in die Massentierhaltung. Keine Waffen, keine Kohle, keine umweltschädliche Industrie. Normale Banken machen das. Tomorrow nicht.

Gleichzeitig ist Tomorrow eine zertifizierte B Corporation. Tomorrow selbst sagt, dass das Netzwerk der B Corporation darauf aufbaut, dass das Wachstum nicht über soziale Werte gestellt wird. Es gibt auch viele andere zertifizierte B Corporations wie beispielsweise Ecosia oder Patagonia.

B-Corp steht dabei für »Certified Benefit Corporations«. Auf Deutsch und im Klartext ist damit gemeint, dass Wachstum und Geld für diese Unternehmen nicht alles ist, sondern auch Werte entscheidend sind, ebenso wie eine ökologische Nachhaltigkeit. Als zertifizierte B Corporation muss sich Tomorrow einige Tests und Kontrollen gefallen lassen, die Sache ist also recht ernst. Mehr dazu gibt es auf der deutschen Website der B-Corp. Das Label ist jedenfalls nichts, was man sich mal eben kauft, sondern es verpflichtet zur Nachhaltigkeit und unterstreicht die Ernsthaftigkeit der jeweiligen Unternehmen.

Nachhaltiges Banking ist bei Tomorrow also kein Werbeslogan, sondern Programm und als B-Corp möchte man öffentlichkeitswirksam für klare Leitlinien stehen, die nicht immer nur das Geld und Wachstum in den Vordergrund drängen. In der Tomorrow Banking App lässt sich der Impact in Sachen Nachhaltigkeit zudem jederzeit nachvollziehen.

Mit dem Zero Konto wird darüber hinaus aktiv CO₂ ausgeglichen. Dank der Interchange Fee für Händler*innen werden bei Ausgaben über die Visa-Karte von Tomorrow zudem Bäume gepflanzt bzw. Regenwald geschützt. Einlagen der Kund*innen investiert das Fintech in Green Bonds, Social Bonds, Blue Bonds und andere nachhaltige Anlageprodukte. Die Zahlen dazu sind in der App jederzeit sichtbar und somit komplett transparent. Nur viele Details bleiben bei Tomorrow dann doch immer etwas unklar. Außerdem ändern sich immer wieder mal Aspekte, wie zuletzt, dass das Zero Konto kein CO₂ Ausgleich mehr tätigt, da dieser zu teuer wurde.

Tomorrow Bank Überweisung
Ist das kostenlose Girokonto bei Tomorrow eröffnet, zeigt sich die minimalistische App. Alles ist übersichtlich gestaltet und Überweisungen funktionieren einfacher als je zuvor.

Girokonto bei Tomorrow eröffnen

Umso erstaunlicher ist es, dass das normale Girokonto von Tomorrow kostenlos angeboten wird. Zumindest war das bislang der Fall, denn mittlerweile hat auch Tomorrow das kostenlose Girokonto restlos gestrichen. Stattdessen sind drei neue Konten entstanden. Eröffnet werden diese direkt in der App. Nur wenige Pflichtangaben sind notwendig, um das Girokonto zu eröffnen. Für die Identifizierung nutzt Tomorrow den Service von IDnow. Im Grunde könnt ihr, sobald ihr alle Daten eingetragen und das Konto eröffnet habt, per Knopfdruck eure Identität bestätigen. Dazu wird ein Videoanruf gestartet.

Achtet darauf, dass ihr euch nicht am Wochenende identifiziert, um gut durchzukommen und in das normale Callcenter durchgestellt zu werden. Am Wochenende sind die Erfahrungen da wohl manchmal nicht ganz so schön und alles ist etwas umständlicher. Bei IDnow müsst ihr dann nur kurz euren Ausweis in die Kamera halten, um eure Identität zu bestätigen. Das dauert wenige Minuten, genau wie die eigentliche Anmeldung. Mein kostenloses Girokonto bei Tomorrow war in ca. zehn Minuten eröffnet. Die Karte hat dann noch einmal ungefähr eine Woche auf sich warten lassen. Das war schon alles.

Mit jeder Zahlung, die über die Tomorrow Kreditkarte getätigt wird, zahlen Händler*innen die sogenannte Interchange Fee an die Bank. Dies ist bei den Zahlungen dann der Gewinn, den sich für gewöhnlich die Bank einsteckt. Tomorrow arbeitet als Fintech allerdings anders und verwendet diese Interchange Fee dazu, um die Natur und Umwelt zu schützen. Wie genau das abläuft, ändert sich immer mal wieder. Tomorrow wählt unterschiedliche Projekte aus und stellt diese in der App unter »Impact« genauer vor. Im Grunde sieht das Konzept vor, dass jede Zahlung mit der Tomorrow-Karte etwas Gutes bewirkt. Gutes tun, ohne eigenen Nachteil oder weitere Kosten also.

Das Girokonto ist jedoch leider nicht mehr kostenlos erhältlich und die Kosten stehen in keinem Vergleich mit der gebotenen Leistung. Soll heißen: Kostenlos war Tomorrow noch verlockend, doch für das Geld bietet mir nahezu jede andere Bank mehr Features, mehr Support, mehr Banking. Doch zu meiner Kritik komme ich am Ende noch einmal ausführlicher.

Tomorrow Bank Kreditkarte aus Holz
Mit Tomorrow Zero könnt ihr euch eine Kreditkarte aus Holz sichern. Die Visa-Debitkarte ist ebenso ökologisch wie das Konto und besteht aus nachhaltig angebautem Kirschholz aus Österreich.

Girokonto ohne Schufa

Für manche ist das Thema Schufa von zentraler Bedeutung und deshalb möchte ich kurz darauf eingehen. Prinzipiell arbeitet Tomorrow nicht mit der Schufa zusammen. Wer ein Girokonto eröffnen möchte, muss also nicht mit einer Schufa-Anfrage rechnen. Tomorrow behält sich allerdings das Recht vor, eine Schufa-Anfrage zu stellen, wenn das Konto in ein Pfändungsschutzkonto umgewandelt werden soll. Das ist laut verschiedenen Berichten gesetzlich aber auch festgelegt, weshalb Tomorrow hier keine Ausnahme darstellt und nicht darauf verzichten kann.

In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass es sich bei dem Tomorrow Girokonto um ein reines Guthabenkonto handelt. Zum Konto gibt es keine vollwertige Kreditkarte, sondern eine Visa-Debitkarte. Kontobesitzer*innen können daher ohnehin nicht mehr Geld ausgeben, als sie auf dem Konto zur Verfügung haben und ein Dispokredit (also das Überziehen des Kontos) ist aktuell weder vorgesehen noch verfügbar. Somit ist eine Schufa-Anfrage, die einen Schufaeintrag nach sich zieht, für Tomorrow eher umständlich und mit weiteren Kosten verbunden. Es lohnt sich also nicht und bringt keinerlei Mehrwert, weshalb gänzlich darauf verzichtet wird.

Spannend sind verschiedene Diskussionen, nach denen sich Girokonten gar nicht negativ auf die Schufa auswirken sollen. Es gibt mehrere Aussagen, die davon sprechen, dass viele Konten tatsächlich eine positive Wirkung auf den Schufa-Score haben. Dabei ist zu beachten, dass häufige Wechsel eher negativ, langfristige Kontobeziehungen jedoch positiv bewertet werden. Gleiches gilt für Handyverträge und dergleichen. Die Schufa sammelt schlussendlich Informationen zur finanziellen Zuverlässigkeit der jeweiligen Personen. Halten diese ihre Verträge ein und lassen sie lange Zeit bestehen, spricht das tatsächlich eher für einen besseren Schufa-Score als für einen schlechteren. Schließlich sind sie dann besonders zuverlässig.

Wer es genau wissen möchte, muss seinen Schufa-Score erfragen und nach mehreren Wechseln und Kontoeröffnungen dasselbe noch einmal vollziehen. Bei Tomorrow spielt all das trotzdem keine Rolle, da die Tomorrow Bank derzeit nicht mit der Schufa zusammenarbeitet und das nach eigener Aussage auch gar nicht vorhat.

Tomorrow Bank Gemeinschaftskonto
Das Gemeinschaftskonto bei Tomorrow sorgt für geteilte Finanzen. Partner*innen können mit dem Konto ihre Ausgaben im Blick behalten und gleichzeitig private Finanzen verwalten. Für beides gibt es einen eigenen Bereich.

Tomorrow Features und Preise

Eigentlich ist die Sache bei Tomorrow einfach gehalten. Das normale Girokonto (Now) beherrscht sämtliche Funktionen, limitiert jedoch einige davon. Es gibt weder die wählbaren Kartendesigns noch kostenlose Abhebungen und auch nur ein einziges Pocket. Das ist beim Konto »Change« bereits anders. Hier sind fünf Abhebungen inklusive, genau wie auch mehrere Pockets, wählbare Designs für die Kreditkarte und ein gemeinschaftliches Konto. Das Zero Konto kostet eine Monatsgebühr, hat dafür aber auch alles inklusive und verzichtet auf nervige Limits.

Eine genaue Übersicht der Features findet ihr bei Tomorrow und direkt in der App. Es ergibt keinen Sinn diese hier aufzulisten, da sich selbige in Zukunft sicherlich immer wieder mal im Detail ändern werden. Welches Konto ihr benötigt und welche Features im Alltag relevant sind, müsst ihr euch vorab selbst fragen.

Fakt ist in meinen Augen, dass Tomorrow damit sehr kostspielig geworden ist. Seit es das kostenlose Girokonto nicht mehr gibt, macht ein Konto hier nur noch wenig Sinn. Now lohnt sich für viele nicht und jedes Girokonto mit nützlichen Features ist deutlich teurer als bei der Konkurrenz. Die bietet zudem deutlich mehr Funktionen und Annehmlichkeiten.

Pockets und Kreditkarte aus Holz

Es gibt derzeit zwei Highlights, die wesentliche Bestandteile der jeweiligen Konten sind. Das sind zum einen die sogenannten Pockets, also Unterkonten (allerdings ohne eigene IBAN) sowie die Kreditkarte aus Holz, die es beim Zero Konto kostenlos dazu gibt. Genaugenommen ist es übrigens gar keine Kreditkarte, sondern eine Visa-Debitkarte.

Bei den Pockets handelt es sich tatsächlich um einfache Unterkonten, die jedoch keine zugewiesene IBAN besitzen. Sie stellen damit eine Art von Sparkonto dar. Ein Pocket erstellen, Geld einzahlen und für das nächste Auto, den kommenden Urlaub oder ein schönes Geschenk sparen. Das geht kinderleicht und die Pockets sind übersichtlich gestaltet, samt passendem Motiv. Je nach Kontotyp sind mehrere davon inklusive. Bei Zero sind es unendlich. Allerdings ohne eigene IBAN, was die Funktion schwach und eher unnütz erscheinen lässt.

Viel interessanter dürfte für viele die Kreditkarte aus Holz sein, die Tomorrow bei dem Zero Konto ausgibt. Während das Kartenmotiv immer zusätzlich bestellt werden darf, gibt es bei Zero die Kreditkarte aus Holz direkt mit dazu. Die wird aus nachhaltig angebautem Kirschholz gefertigt. Das Holz stammt aus Österreich. Tomorrow sagt, dass aus einem Baum 10.000 Karten hergestellt werden können und dies 80 Prozent Einweg­plastik einspart.

Für mich war und ist die Holzkarte ein schöner Eisbrecher. Oft schon wurde ich im Supermarkt darauf angesprochen und als logische Konsequenz entsteht ein Gespräch über Nachhaltigkeit und was wir alle dafür tun können. Viele Menschen machen sich gar keine Gedanken darüber, was klassische Banken mit ihrem Geld anstellen. Sie kennen demnach keine nachhaltige Bank als Alternative. Die Holzkarte macht viele darauf aufmerksam, dass es auch anders geht.

Jedenfalls war das vor Apple Pay der Fall, denn mittlerweile bleibt die Visa meist zu Hause und es wird nur noch das Smartphone an den Scanner gehalten. In gewisser Weise ist die Holzkarte für mich also komplett sinnlos geworden.

Tomorrow Bank MItteilungen
Wie jede andere App auch, schickt die Banking App von Tomorrow Mitteilungen bei eingehenden Zahlungen und weiteren Ereignissen. Ihr seid damit über alle Bewegungen, die auf eurem nachhaltigen Konto stattfinden, bestens informiert.

Geld bei Tomorrow einzahlen und abheben

Mittlerweile ist es endlich möglich, Geld bei Tomorrow einzuzahlen. Das ging jahrelang nicht. Seit Anfang 2022 ist es aber endlich realisiert worden.

Das Problem bei der Sache ist, dass dies über Partner*innengeschäfte geschieht, also gänzlich unangenehm ist. Zum einen kennen das viele Kassierer an der Kasse nicht, weshalb es oft dauert und den Verkehr aufhält. Zum anderen werden Gebühren erhoben, und zwar 1,5 bis 1,75 Prozent der Einzahlungssumme. Das alles ist maximal unattraktiv, zumal auch keine besonders großen Summen eingezahlt werden dürfen.

Geld abheben ist hingegen kein großes Problem. Persönlich hebe ich beispielsweise des Öfteren Bargeld an einem Geldautomaten der Sparkasse ab. Das kostet mich nichts und funktioniert genauso wie mit der alten Girocard der Sparkasse. Reinschieben, Betrag wählen, Geld bekommen, Karte wieder mitnehmen, Filiale verlassen. Bargeld abheben ist tatsächlich auch stellenweise wichtig, weshalb ich es gut finde, dass ich das in fast jeder Sparkasse erledigen kann.

Prinzipiell dürft ihr mit der Kreditkarte von Tomorrow an jedem Automaten Geld abheben, der das Visa-Zeichen trägt. Beim Girokonto kostet allerdings jede Abhebung zwei Euro, es sei denn ihr habt eines der Konten mit einer bestimmten Anzahl an kostenlosen Abhebungen pro Monat. Also lieber einmal einen großen Betrag abheben als ständig kleinere Beträge.

Da Tomorrow zudem Apple Pay und Google Pay unterstützt, braucht es das Bargeld im Grunde gar nicht mehr und die Visa bleibt ebenfalls meist zu Hause liegen. Das Smartphone reicht heutzutage völlig aus, um sämtliche Zahlungen zu erledigen. Apple Pay ist im Alltag extrem praktisch und ich bin froh, dass Tomorrow die Zahlungsart inzwischen unterstützt. Auch beim Onlineshopping erspart mir Apple Pay bei vielen Shops die Eingabe meiner Zahl- und Adressdaten.

Tomorrow Bank App
Die App von Tomorrow ist minimalistisch und ebenso fair gestaltet wie das gesamte Konzept der Konten. Ob ich Analytics zulasse oder vollständig deaktiviere, bleibt daher komplett mir überlassen.

Banking App mit viel Minimalismus

Was mir wirklich gut gefällt, ist die App der Tomorrow Bank. Ich glaube, ich habe noch nie eine so schnelle, einfache und minimalistische Banking App erlebt. Alles ist absolut logisch angeordnet, übersichtlich und kinderleicht zu bedienen. Die gesamte App erklärt sich von selbst. Kein Vergleich zur Banking App der Sparkasse, Comerzbank oder anderen Banken. Bei Tomorrow ist alles im Handumdrehen erledigt.

Eine Sache, die mir ebenfalls gut gefällt, ist die Tatsache, dass das nachhaltige, grüne und faire Konzept auch in der App vollzogen wird. In den Einstellungen kann ich das Tracking auf Wunsch vollständig deaktivieren. Dann verhindere ich zwar, dass Tomorrow das Banking und die App an meine Bedürfnisse anpassen kann bzw. herausfinden darf, was meine Bedürfnisse überhaupt sind, doch ich entscheide es eben selbst. Das gefällt mir sehr und ich würde mir Derartiges von allen Apps wünschen, auch ohne den Druck von Apple oder den Datenschutzbehörden.

Die Tomorrow Banking App ist für mich die bisher minimalistischste, die ich bei einer Bank jemals erleben durfte. Natürlich bin ich aber nicht blauäugig, denn das liegt auch daran, dass Tomorrow eben gar nicht so viel kann. Es gibt derzeit noch keine großartigen Extras oder Features, die die App unnötig aufblähen könnten. Was dem einen fehlt, ist für mich aber eine klare Stärke von Tomorrow. Das Konto ist einfach sehr minimal gehalten. Wer eh schon bewusst und nachhaltig lebt, dem kommt das entgegen. Dieser Minimalismus erscheint einem sehr vertraut.

Tomorrow Bank Kategorisierung
Dank einer automatischen Kategorisierung über die Merchant-Codes bei Kartenzahlung, ist Tomorrow in der Lage mir Statistiken zu meinen Ausgaben zu liefern. Damit behalte ich den Überblick und weiß, wofür ich am meisten Geld ausgebe.

Tomorrow Bank ist keine Bank

Die Tomorrow Bank ist gar keine Bank. Wenn ich in meinem Test also über die Erfahrungen mit der Tomorrow Bank rede, dann meine ich das Fintech Tomorrow, welches mit der Solarisbank zusammenarbeitet. Genau wie das Geschäftskonto von Kontist, hat sich die Tomorrow Bank als Partner für die Solarisbank entschieden. Meine Erfahrungen waren schon bei Kontist sehr positiv und auch bei Tomorrow gab es bislang keinerlei Ärger oder Probleme.

Dass die Tomorrow Bank eigentlich gar keine Bank ist, klingt aber verwunderlicher, als es tatsächlich ist. Viele Fintechs ersparen sich in der Anfangszeit die Kosten und den Aufwand, den eine Banklizenz mit sich bringen würde. Da geht es um große Summen, bestimmtes Personal und auch gewisse Kontrollen. Statt selbst zur Tomorrow Bank zu werden, nutzt das Fintech die von der BaFin ganz regulär kontrollierte Solarisbank, die wiederum ein Banking-as-a-Service (BaaS) Geschäft betreibt. Also ein Kernbanken-System für Fintechs, die dann auf eine eigene Banklizenz verzichten können.

Tomorrow ist also keine Bank, sondern das Fintech im Vordergrund, welches die App und die allgemeine Entwicklung vorantreibt. Die Solarisbank hingegen verwahrt das eigentliche Geld und stellt die Systeme und Infrastruktur für das Banking zur Verfügung. Eine Tomorrow Bank gibt es also gar nicht, nur die Tomorrow GmbH, die zusammen mit der Solarisbank ein nachhaltiges Banking anbietet.

Tomorrow Bank Pockets
Mit den Pockets, die im Grunde so etwas wie Unterkonten ohne eigene IBAN sind, könnt ihr verschiedene Sparziele erstellen. Für die nächste Reise, ein neues Auto, für eure Kinder oder für einen ganz anderen Zweck. Pockets sind bei Tomorrow die Sparkonten.

Andere nachhaltige Banken

Es gibt inzwischen weitere grüne Banken, die verantwortungsvoll investieren und für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Wer also das Richtige tun möchte, muss nicht zwangsläufig bei Tomorrow sein Konto eröffnen. Tomorrow ist lediglich der Anbieter, der das Banking einfacher und praktischer gestaltet, mit neuen Ideen, einer cleveren App und vielen interessanten Ansätzen. Außerdem ist das Girokonto von Tomorrow besonders schnell eröffnet. Tomorrow ist die moderne Smartphone-Bank unter den Öko-Banken.

Das kostenlose und moderne Girokonto war einer der Punkte, der gerade bei jüngeren Menschen oder Geringverdienern für Tomorrow und gegen andere nachhaltige Banken gesprochen hat. Genau das gibt es inzwischen aber nicht mehr. Konten bei den etablierten Banken sind daher nicht mehr viel teurer, zum Teil sogar günstiger, gerade im Vergleich mit den gebotenen Leistungen oder Features. Auch bei den Apps haben diese aufgeholt, sodass Tomorrow gar nicht mehr so modern wirkt, wie es damals bei Gründung der Fall war.

Als Alternative möchte ich euch gerne die GLS Bank, Triodos Bank, UmweltBank und die EthikBank nennen. Nicht, weil ich mit allen davon Erfahrungen sammeln konnte, sondern weil ich glaube, dass am Ende jeder selbst entscheiden sollte, zu welcher Bank er geht. Ob nachhaltig oder nicht, die Bank muss zu den eigenen Lebensumständen passen. Zudem sind es die Erfahrungen, die entscheidend sind.

Meine eigenen Erfahrungen mit Tomorrow haben sich nach über drei Jahren inzwischen ins Negative gewendet. Genau darauf werde ich im letzten Absatz vor dem Fazit noch einmal genauer eingehen.

Negative Erfahrungen mit Tomorrow

Nach mehreren Jahren der Nutzung von Tomorrow hat sich einiges verändert. Oder eben gar nicht so viel, was Teil des Problems ist. Noch immer hat Tomorrow keine eigene Banklizenz und strebt diese allem Anschein nach auch nicht zwangsläufig an. Damit wird die »Bank« zu einer Art App-Entwickler. Das zeigt sich auch bei den Features und dem Support. Denn nahezu nichts, was mit dem Banking zu tun hat, liegt in den Händen von Tomorrow.

Weiterhin führt es zu zweierlei Auffälligkeiten. Tomorrow kann selbst keine Features einbauen oder gar »erfinden«. Echtzeitüberweisungen gibt es nicht, auf Apple Pay mussten Kund*innen damals warten, bis die Solarisbank es möglich machte und allgemein kostet jedes Feature Tomorrow bares Geld. Das hat wiederum dazu geführt, dass sich bewusst gegen eigene IBANs für die Pockets entschieden wurde, da die Kosten dafür zu hoch waren (wurde mal im Forum erwähnt). Und es sorgt dafür, dass es kein kostenloses Girokonto mehr gibt.

Lange Zeit wurde versprochen, dass das kostenlose Girokonto für Bestandskund*innen erhalten bleibt. Das ist nun nicht mehr der Fall. Bestandskund*innen haben aber nicht etwa ein Jahr oder zumindest ein halbes Jahr Vorlaufzeit, sondern sollen sich innerhalb von zwei Monaten entscheiden. Woher der plötzliche Druck und die verloren gegangen Fairness gegenüber eigenen Aussagen? Geht es Tomorrow finanziell schlecht? In der E-Mail zum Wegfall des kostenlosen Girokontos heißt es noch vollmundig:

Mit zahlreichen neuen Features haben wir ein vollwertiges Produkt für euch gebaut

Doch genau das ist in meinen Augen nicht der Fall. Alles hat immer länger als vermutet gedauert. Viele Features sind noch gar nicht da und die, die da sind, sind geradezu lächerlich im Vergleich mit jeder anderen Bank. Ein weiterer Punkt ist die Kommunikation selbst. Viele Features werden und wurden angekündigt, doch getan hat sich kaum etwas. Ich fühle mich persönlich sogar veralbert, wenn von einem vollwertigen Produkt die Rede ist.

Zu guter Letzt empfinde ich das grüne Banking bei Tomorrow nicht wirklich als nachhaltiges Banking. Auch arbeitet Tomorrow nicht ethisch korrekt. Bei ihrem Cookie-Banner setzten sie erst einmal auf Täuschung, bevor es dann eine Änderung im Gesetz gab, welche zum Handeln zwang. Beim Tracking gab es ähnliche Auffälligkeiten. Das alles und noch viel mehr hinterlässt bei mir mittlerweile einen faden Beigeschmack. Daher habe ich mich nach mehreren Jahren, in denen Tomorrow nun mein Hauptkonto sein durfte, dafür entschieden zu kündigen und zu einer anderen nachhaltigen Bank zu gehen.

Fazit zu Tomorrow

Mein Fazit zu Tomorrow war vor wenigen Jahren noch sehr positiv. Die schnelle und minimalistische App, die tollen Ansätze und Visionen, alles begeisterte mich regelrecht. Doch seitdem ist von alldem gar nicht viel übrig geblieben, wie ich finde. Tomorrow tritt auf der Stelle. Gleichzeitig tun sie so, als wären sie schon weit gekommen. Für mich steht Tomorrow als Bank aber immer noch ganz am Anfang.

Die vermeintlich falsche Selbstwahrnehmung, die fehlende Kommunikation, der schlechte Support, die fragwürdigen Maßnahmen … mich hält nichts mehr bei dieser Bank. Nicht einmal die grünen Versprechen glaube ich ihnen noch.

Enttäuscht verlasse ich Tomorrow also nach mehreren Jahren und kündige. In gewisser Weise bin ich desillusioniert, weil ich viel erwartet hatte und sich am Ende nichts von alledem erfüllt hat. Immerhin hat es in diesen Jahren gut funktioniert, so viel muss auch gesagt werden. Probleme hatte ich nur wenige und die waren nie besonders umfangreich oder gar tragisch. Als Konto war Tomorrow stets einfach und problemlos nutzbar. Nur ist mir das eben zu wenig, um dafür Geld zu bezahlen.

Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich also eher zur GLS oder Ethikbank raten. Die sind zwar kein hippes Fintech, haben aber ein funktionierendes und gut laufendes Bankengeschäft aufgebaut und besitzen zudem auch eine eigene Banklizenz. Meine Reise mit Tomorrow endet also hier und jetzt, gegen Ende 2022.

Fragen zu Tomorrow

Am Ende gibt es ein paar typische Fragen, die immer wieder auftauchen, wenn es um Tomorrow geht. Diese versuche ich hier so gut es geht zu beantworten, um etwas mehr Klarheit zu schaffen. Grundsätzlich wurde vieles davon aber bereits innerhalb meines Tests geklärt.

Welche Bank steht hinter Tomorrow? Hinter Tomorrow steht die Solarisbank, die Banking-as-a-Service anbietet. Tomorrow erspart sich damit die Kosten, den Aufwand und das Risiko für eine Banklizenz, während die Solarisbank das eigentliche Kernbanken-System bereitstellt. Konzept, Idee und Produkte sowie die hervorragende App werden hingegen von Tomorrow entwickelt. Die Tomorrow Bank ist also keine Bank, sondern ein Fintech, welches mit der Solarisbank zusammenarbeitet.

Wo kann ich mit Tomorrow Geld abheben? Das ist kein Problem. Trägt ein Geldautomat das Visa-Zeichen, kann dort für gewöhnlich auch Geld abgehoben werden. Karte rein, Betrag wählen, Karte wieder raus und Bargeld mitnehmen. Die Abhebungen sind je nach Kontotyp aber limitiert oder sogar gebührenpflichtig.

Wie kann ich bei Tomorrow Geld einzahlen? Das geht an der Kasse und kostet recht hohe gebühren. Mehr dazu hier auf der Tomorrow Website.

*Wie viele Kund\innen hat Tomorrow aktuell?** Die Anzahl der Kund*innen ist theoretisch transparent und jederzeit in der App sichtbar. Zum Zeitpunkt des Tests, in dem ich euch meine Erfahrungen mit Tomorrow mitteile, sind das etwas über 100.000 Kund*innen.

Wie finanziert sich Tomorrow? Tomorrow finanziert sich über die bezahlten Konten und unterschiedliche Gebühren. Beim Girokonto ist wenig zu verdienen, doch in Zukunft werden weitere Anreize für ein kostenpflichtiges Konto geschaffen und auch ein Bereich für Investments soll hinzukommen, um nachhaltige Anlagen zu vermitteln. Außerdem legt Tomorrow die Einlagen der Kund*innen an und streicht somit eine Rendite ein. Zuletzt wurde zudem ein Crowdinvesting vollzogen, um das weitere Wachstum zu finanzieren. Als Fintech und Startup gibt es außerdem Investor*innen, die in Tomorrow investiert haben.