Blockierungsmodus in iOS und MacOS

Als Apple im Zuge von iOS 16 erstmalig den neuen Lockdown Mode erwähnte, spitzte ich sogleich meine Ohren. Der Modus (der in Deutsch übrigens oft Lockdown-Modus genannt wird, in iOS Blockierungsmodus heißt und in Apple Support Dokumenten dann plötzlich als Sperrmodus bezeichnet wird) ist eine »extreme« Sicherheitsfunktion. Der Blockierungsmodus schränkt grundlegende Features von iOS und MacOS stark ein und deaktiviert einige Funktionen im System sogar vollständig.

Prinzipiell soll der Lockdown Mode daher auch nur dann aktiviert werden, wenn ihr euch selbst als Ziel eines hoch entwickelten Cyberangriffs seht. Das wäre so etwas wie die Pegasus Spyware, von dem israelischen Unternehmen NSO Group. Dessen Spionage-Software wurde in der Vergangenheit bereits gegen Journalisten sowie Politiker eingesetzt und ist primär deshalb so erfolgreich, weil sie auch auf dem iPhone immer wieder Schwachstellen finden und ausnutzen konnte. Um sich vor solchen Programmen zu schützen, soll in allen Apple-Geräten daher der Blockierungsmodus aktiviert werden können. Der minimiert das Risiko solcher Angriffe, indem er potenziell unsichere Funktionen einfach abschaltet und damit für noch mehr Sicherheit auf iPhone und MacBook sorgt.

Genau wie ich unter iOS dauerhaft den Datensparmodus aktiviert habe, so ist seit Release von iOS 16 auch der Blockierungsmodus permanent eingeschaltet. Der hat nämlich das Potenzial, mein neuer Lieblingsmodus zu werden. Warum das so ist, was das im Detail bedeutet und wie genau ihr den Blockierungsmodus auf iPhone und MacBook überhaupt aktiveren könnt, erfahrt ihr hier mit allen Details und Besonderheiten.

Blockierungsmodus iPhone
Der Blockierungsmodus auf dem iPhone soll in erster Linie unsichere Funktionen deaktivieren. Bei mir wurde er aber aus einem anderen Grund mein neuer Lieblingsmodus.

Was ist der Apple Lockdown Mode?

Bevor wir nun tiefer in die Materie einsteigen, möchte ich noch einmal kurz klarstellen, was der Apple Blockierungsmodus eigentlich genau ist. Der Lockdown Mode, der mit iOS 16 erstmalig angekündigt und eingeführt wurde, betrifft das gesamte System auf Apple-Geräten. Er blockiert im Grunde genommen verschiedene Bereiche und Funktionalitäten, um es Angreifern somit schwieriger zu gestalten, sich unerlaubten Zugriff zu verschaffen. Der Blockierungsmodus deaktiviert also alle Funktionen auf iPhone und MacBook, die ein potenzielles Sicherheitsrisiko darstellen könnten.

Konfigurationsprofile können mit aktiviertem Blockierungsmodus beispielsweise nicht mehr installiert werden und in der Nachrichten App sind Anhänge (abgesehen von einfachen Bildern) fast vollständig deaktiviert, ebenso übrigens wie die Link-Vorschauen. Safari blockiert außerdem viele APIs und somit funktioniert im Blockierungsmodus nicht mehr alles wie erwartet oder bislang gewohnt. Was erst einmal ungewollt klingt, war für mich von Anfang an spannend, denn auf so einen Blockierungsmodus warte ich schon ziemlich lange. Vor allem, weil ich gerne abschalte, was ich nicht nutze, um Akku zu sparen und die Performance zu optimieren.

Der Apple Blockierungsmodus ist also ein Modus zum Schutz der Systemintegrität und im Grunde beschreibt ihn Apple selbst bereits ziemlich passend, wie ich finde. Apple sagt folgendes zum neuen Lockdown Mode.

Der Blockierungsmodus ist eine extreme, optionale Schutzmaßnahme, die nur angewendet werden sollte, wenn du annimmst, von einem ausgefeilten Cyberangriff betroffen zu sein. Wenige Menschen sind jemals von solch einem Angriff betroffen. Wenn sich das Gerät (iPhone) im Blockierungsmodus befindet, funktioniert das Gerät nicht mehr wie üblich. Apps, Websites und Funktionen sind zur Sicherheit stark eingeschränkt. Bestimmte Funktionen sind gar nicht mehr verfügbar.

Allerdings spezifiziert Apple ihn ein wenig »extremer«, als er derzeit tatsächlich ist. Der Blockierungsmodus schaltet in meinen Augen nämlich vorwiegend das ab, was rein optional und somit Ballast oder schlichtweg Bloatware ist. Zeug also, was die meisten gar nicht auf ihrem iPhone oder MacBook benötigen.

Apple hat zudem bereits angekündigt, dass der Lockdown-Modus dauerhaft erweitert werden wird. Auf lange Sicht sollen daher noch weitere Schutzmechanismen hinzukommen und vorhandene könnten noch einmal deutlich erweitert oder entsprechend optimiert werden. Dazu möchte Apple auch immer wieder auf das Feedback von Sicherheitsforschern hören.

Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, hat Apple das eigene Security Bounty Programm diesbezüglich erweitert, um Extrabelohnungen für Hacker und Sicherheitsforscher bereitzustellen, die es schaffen, den neuen Blockierungsmodus zu umgehen. Aktuell sind das maximal zwei Millionen US-Dollar, also immerhin doppelt so viel, wie der bisherige Maximalbetrag für gefundene schwerwiegende Sicherheitslücken. Das alles sind gute Zeichen dafür, dass Apple den Lockdown Mode wirklich ernst nimmt. Persönlich finde ich den Fokus auf Datenschutz, der bei Apple mittlerweile präsent ist, ohnehin sehr gut.

Was macht der Blockierungsmodus genau?

Jetzt möchte ich noch einmal im Detail darauf eingehen, was der Apple Lockdown Mode überhaupt für Änderungen vornimmt. Diese Liste werde ich dabei bestmöglich aktualisieren und über die Jahre hinweg immer wieder erweitern, um sie aktuell zu halten. Schließlich hat Apple bereits angekündigt, den Lockdown Mode noch ausbauen zu wollen.

Da ich den Blockierungsmodus aller Wahrscheinlichkeit nach dauerhaft nutzen werde, aktualisiere ich diesen Artikel dementsprechend zeitnah, sollte es Neuigkeiten geben oder sollte Apple den Lockdown Mode entsprechend ergänzen. Derzeit sorgt der Blockierungsmodus hauptsächlich dafür, dass das System sicherer wird, indem jede potenziell unsichere Technik schlichtweg deaktiviert wird. Das ist so einfach wie effektiv.

Apple Services: Einladungen, Serviceanfragen, Facetime-Anrufe und mehr werden bei aktiviertem Lockdown Mode komplett geblockt. Auch geteilte Alben in der Fotos App werden mit aktiviertem Blockierungsmodus entfernt.

Konfigurationsprofile: Ist der Apple Lockdown Mode aktiv, können keine Konfigurationsprofile mehr hinzugefügt oder installiert werden. Auch das sogenannte Mobile Device Management (MDM) wird vom Lockdown-Modus komplett blockiert, sodass eine Anmeldung dort nicht mehr möglich ist.

Nachrichten: Anhänge in Nachrichten sind weitestgehend nicht mehr möglich, wenn es sich dabei nicht um einfache Bilder handelt. Link-Vorschauen in der Nachrichten App sind ebenfalls vollständig deaktiviert, wenn der Blockierungsmodus eingeschaltet wurde.

Safari: Der Browser blockiert Webfonts und deaktiviert die Just-in-Time (JIT) JavaScript-Kompilierung. Damit trotzdem alle Websites funktionieren, können diese vom Apple Lockdown-Modus einzeln ausgeschlossen werden. Ähnlich wie ihr einen AdBlocker für bestimmte Seiten deaktiviert, damit diese korrekt angezeigt werden. Funktionell sind mit Blockierungsmodus unter anderem WebAssembly, MathML, Web Audio API, WebGL, JPEG 2000, Speech Recognition API, der WebKit PDF Viewer sowie SVG Fonts deaktiviert.

Verbindungen: Mit aktiviertem Lockdown-Modus sind kabelgebundene Verbindungen in iOS und MacOS vollständig gesperrt. Das betrifft sowohl Verbindungen zu einem Computer als auch Verbindungen zu kabelgebundenem Zubehör. Also insbesondere eine Anbindung via USB.

Zusammengefasst blockiert der Apple Lockdown-Modus im Grunde genommen alles, was irgendwie überflüssig erscheint oder ein Sicherheitsrisiko darstellt. Gleichzeitig achtet Apple darauf, so empfinde ich es jedenfalls, dass das jeweilige Gerät weiterhin normal nutzbar bleibt.

Optionales und Hintergrundaktivitäten werden also deaktiviert, während Bilder in der Nachrichten App weiterhin funktionieren und auch Safari Ausnahmen anlegen kann, wann immer dies notwendig ist. Sollte eine Website im Blockierungsmodus also nicht ordnungsgemäß funktionieren, könnt ihr sie als Ausnahme deklarieren und ganz normal aufrufen. Das macht den Lockdown Mode in meinen Augen zum idealen Begleiter, auch wenn ich mich nicht als Ziel eines hoch entwickelten Cyberangriffs betrachte.

Denn der Lockdown-Modus wird nicht nur für mehr Sicherheit, sondern garantiert auch für weniger Akkuverbrauch und mehr Performance sorgen. Überall dort, wo nicht ständig alles aktiv ist, wird für gewöhnlich nämlich auch Energie gespart. Der Blockierungsmodus könnte also einen großen Vorteil im Hinblick auf Performance und Akkuverbrauch bieten. Oder etwa doch nicht?

Weniger Akkuverbrauch und mehr Performance?

Prinzipiell klingt das Konzept genial. Apple bringt viele Funktionen in iOS und MacOS mit, die von kaum jemandem benötigt werden, gleichzeitig aber ein hohes Sicherheitsrisiko darstellen. Der Blockierungsmodus schaltet diese nun ab. Mehr Sicherheit also und weniger aktive Features. Ist weniger aktiviert, müsste auch der Akkuverbrauch geringer werden, wobei sich die Performance verbessern sollte. Das ist ähnlich, wie wenn ihr beim iPhone die Hintergrundaktivitäten ausschaltet. Das Gerät arbeitet weniger und verbraucht weniger Energie, was in jeder Hinsicht gut für die Performance und den Akkuverbrauch ist.

Beim Blockierungsmodus ist Thema jedoch ein zweischneidiges Schwert. Denn der Apple Lockdown-Modus schaltet auch die JIT-Kompilierung (Just-in-time-Kompilierung) in JavaScriptCore ab, der Javascript Engine von WebKit. Das wiederum reduziert die Leistung von Javascript in Safari, jedenfalls auf dem Papier, was prinzipiell für langsamere Websites und mehr Energieverbrauch sorgen könnte. Wohlgemerkt »könnte«, denn erst einmal ist das nur theoretisch der Fall.

Außerdem bezieht sich das alles nur auf Websites mit besonders viel Javascript. Davon gibt es zwar eine Menge, doch Javascript ist auch immer nur ein Teil des großen Ganzen. Wenig überraschend, ist Safari ohne Just-in-time-Kompilierung aber entsprechend langsamer. Die Tech-Gurus da draußen haben bereits verschiedene Benchmarks und Tests durchlaufen lassen, die genau das wiedergeben. Doch weil die Werte sich stark unterscheiden und die Benchmarks unterschiedliche Schwerpunkte setzen, lässt sich hier dennoch keine pauschale Aussage treffen. Außer eben, dass der Blockierungsmodus Javascript verlangsamt. Das wiederum heißt aber nicht, dass jede Website automatisch länger lädt. Es bedeutet eher, dass Online-Tools, die massiv Javascript einsetzen, eine schlechtere Performance zeigen könnten.

Da ich alles gerne einem Echtwelt-Test unterziehe, also es real und im Alltag verwende, habe ich genau das auch mit dem Blockierungsmodus getan. Kaum war er verfügbar, wurde er von mir aktiviert. Wirklich langsamer sind die von mir besuchten Websites dadurch aber nicht geworden und mehr Akku wird auch nicht verbraucht. Rein vom Gefühl her laufen Websites aufgrund der deaktivierten Just-in-time-Kompilierung sogar stabiler. Beim Akkuverbrauch kann ich nicht feststellen, dass es hier einen negativen oder positiven Aspekt gibt. Eigentlich bleibt alles beim Alten.

Im Grunde hat sich also gar nichts getan. Außer, dass bestimmte Funktionen nicht mehr verfügbar sind, von denen ich erst einmal aber nichts merke, da ich sie ohnehin nie einsetze. Wer wissen möchte, welche Online-Tools ich im Alltag verwende, findet hier meine Lieblings-Tools und hier mein SEO-Tool. Bei meinen Favoriten konnte ich keine auffälligen Veränderungen feststellen.

Blockierungsmodus unter iOS und MacOS aktivieren

Genug der Theorie, Zeit für ein wenig Praxis. Der Blockierungsmodus von Apple kann sowohl unter iOS (iPhone, iPad), als auch unter MacOS (MacBook, Mac) aktiviert werden. Wie das geht, möchte ich euch hier nun kurz und knapp beschreiben.

Blockierungsmodus in iOS aktivieren

  1. Einstellungen öffnen
  2. Den Punkt »Datenschutz & Sicherheit« auswählen
  3. Ganz nach unten scrollen und dort auf »Blockierungsmodus« gehen
  4. Den Blockierungsmodus entsprechend einschalten, wofür ein Neustart des iPhones notwendig wird

Blockierungsmodus in MacOS aktivieren

  1. Einstellungen öffnen
  2. Hier auf »Sicherheit & Datenschutz« klicken
  3. Anschließend den »Blockierungsmodus« auswählen
  4. Ein Popup öffnet sich, mit weiteren Details zu Aktivierung des Lockdown-Modus unter MacOS
  5. Um den Blockierungsmodus einzuschalten, ist ein Neustart des Gerätes erforderlich

Ausnahmen zum Blockierungsmodus hinzufügen

  1. Geht wie oben beschrieben in die Einstellungen des Blockierungsmodus
  2. Ganz unten findet ihr dann die Option »Surfen konfigurieren«
  3. Hier können Apps deaktiviert und Ausnahmen in Safari verwaltet werden, für die der Blockierungsmodus nicht greift
  4. Um eine Website im Blockierungsmodus als Ausnahme in Safari hinzuzufügen, geht ihr auf das »aA« in dem URL-Feld, woraufhin sich die Seiteneinstellungen öffnen
  5. Hier dann auf »Website-Einstellungen« und den Haken bei »Blockierungsmodus« entfernen.
  6. Wie oben beschrieben, findest du alle gewählten Ausnahmen in Safari fortan unter »Surfen konfigurieren« in den Einstellungen des Blockierungsmodus vor

Was deaktiviert der Blockierungsmodus genau?

Der Apple Lockdown-Modus sorgt also weder für mehr Performance, noch für weniger Akkuverbrauch, dafür aber für mehr Sicherheit. Jedenfalls konnte ich in meinen Tests keine Nachteile feststellen, hatte aber, abgesehen vom Sicherheitsaspekt, eben auch keine nennenswerten Vorteile. Theoretisch ist Javascript langsamer, in der Praxis merke ich davon jedoch nichts. Der Blockierungsmodus spart zudem keine Energie, verbraucht aber auch nicht mehr Akku. Alles also wie immer, nur mit weniger Funktionen?

Vielleicht sollten wir uns noch einmal ein genaueres Bild vom Blockierungsmodus verschaffen, indem wir in die Details gehen. Was genau deaktiviert der Apple Lockdown-Modus denn genau und welche Auswirkungen hat dies auf die tägliche Benutzung von iPhone und MacBook?

WebAssembly: Weil WebAssembly häufig missbraucht wird, um Canvas-Rendering-Diskrepanzen zu erkennen oder lokale Ports zu scannen, um daraus dann Fingerabdrücke zu erstellen, ist WebAssembly im Blockierungsmodus entsprechend deaktiviert. Einige Web-Anwendungen, die WebAssembly voraussetzen und darauf aufbauen, funktionieren mit aktiviertem Lockdown-Modus also nicht mehr wie gewünscht.

MP3-Wiedergabe: Es gibt seltene Decodierungsangriffe, die über die MP3-Wiedergabe laufen. Die Kritik an der abgeschalteten Funktion im Blockierungsmodus ist jedoch, dass fast alle Browser eine MP3-Wiedergabe unterstützen. Schaltet der Blockierungsmodus diese nun also ab, kann das Gerät ganz klar als iOS oder MacOS identifiziert werden. Es wäre also wieder ein potenzieller Ansatz für modernes Fingerprinting.

MathML: Beim MathML Rendering kommt es immer wieder zu geringen Abweichungen, je nach Gerät. Deshalb wird es, wenn nicht deaktiviert, entsprechend identifizierbar. Der Blockierungsmodus schaltet MathML daher vollständig ab.

Gamepad API: Sobald Nutzer mit einer Website interagieren, kann die Gamepad-API für ein Fingerprinting missbraucht werden. Deshalb deaktiviert der Apple Lockdown-Modus die API. Das führt allerdings dazu, dass Spiele im Browser nicht mehr funktionieren und auch Streaming-Anbieter nicht länger darauf zugreifen können. Zu nennen wäre hier die Browser-Version von Stadia oder Xbox Cloud Gaming. Ihr könnt im Blockierungsmodus also keine Controller mehr nutzen.

Web Audio API: Mit der Web Audio API sind relativ umfangreiches Fingerprints möglich, weshalb auch diese im Blockierungsmodus deaktiviert worden ist.

WebGL: Ob WebGL-Fingerprinting noch zum Einsatz kommt, weiß ich gar nicht, aber es war eine der ersten bekannten Möglichkeiten, Nutzer*innen via Fingerprinting im Browser klar zu identifizieren. Das ging sogar so weit, dass Hardware und die WebGL-Version erkannt werden konnte. Möglich ist das nach wie vor, weshalb WebGL folgerichtig deaktiviert wird, sobald der Blockierungsmodus aktiv ist.

JPEG 2000: Das moderne Dateiformat, welches es nie wirklich zu einer großen Verbreitung geschafft hat, ist ideal für Fingerprinting. Warum? Weil nur der Safari Browser es unterstützt. Kein anderer Browser akzeptiert Bilder im JPEG 2000 Format. Auch hier setzt der Lockdown-Modus daher den Schnitt an und deaktiviert den Support.

Spracherkennungs API: Die iOS-Diktierfunktion und auch Siri funktionieren im Blockierungsmodus weiterhin ohne Probleme. Die Spracherkennungs API jedoch nicht mehr, da sie Aufzeichnungen ermöglicht und euch somit belauschen kann, wenn sich Angreifer Zugriff verschaffen.

MediaDevices.getUserMedia(): Mit der MediaDeviceInfo werden Nutzer*innen via Webcam, Lautsprecher oder Kamera geräteübergreifend verfolgt. Weil Tracking für die Privatsphäre eher suboptimal ist, deaktiviert der Blockierungsmodus diese Funktion. Das heißt wiederum, dass Websites, die auf Webcam oder Mikrofon zugreifen möchten, nicht mehr funktionieren werden.

RTCDataChannel: Mittels WebRTC API ist es möglich, die IP-Adresse zu leaken und zwar selbst dann, wenn ein VPN im Einsatz ist. Deshalb wird die WebRTC API vom Lockdown-Modus entsprechend deaktiviert.

PDF-Viewer: PDF-Dateien können zwar weiterhin heruntergeladen, jedoch nicht mehr direkt betrachtet werden. Der in Safari integrierte PDF-Viewer ist im Blockierungsmodus abgeschaltet, sodass ein Klick auf ein PDF sofort den Download auslöst. Die Datei öffnen ist weiterhin möglich, nur nicht im PDF-Viewer von Safari.

SVG-Schriftarten: Die SVG Fonts werden blockiert, weil diese ausschließlich von Safari unterstützt werden. Genau wie bei JPEG 2000 ist mit den SVG Fonts somit ein Fingerprinting möglich.

Verbessert der Blockierungsmodus wirklich den Datenschutz?

Doch es gibt auch Kritik am Blockierungsmodus, welche hauptsächlich lautet, dass Nutzer*innen mit aktiviertem Lockdown-Modus anfälliger für Fingerprinting sind. Ganz einfach deshalb, weil der Blockierungsmodus selbst zum Fingerprinting verwendet werden könnte. Speziell dann, wenn dieser von nur sehr wenigen Menschen eingesetzt wird.

John Ozbay, ein auf Privatsphäre bedachter Entwickler, warnte daher schon früh, dass der Lockdown-Modus von Apple entsprechend erkannt werden kann. Das beweist er mit einem Online-Tool, welches schnell und direkt feststellt, ob der Blockierungsmodus aktiviert wurde oder nicht. Das Tool identifiziert also Nutzer*innen mit Lockdown-Modus und das kann ein Problem sein, weil die Zahl der Nutzer*innen, die diesen aktiviert haben, entsprechend gering bleiben könnte.

Als Beispiel nannte er einen hypothetischen Fall, bei dem sich jemand in China aufhält und den Blockierungsmodus von Apple nutzt. Jede Website, die nun besucht wird, könnte erkennen, dass der Lockdown-Modus aktiv ist. Genau das, zusammen mit der IP-Adresse, würde dann eine schnelle Identifizierung vor Ort ermöglichen.

Für meinen Geschmack ist das Beispiel ein wenig zu theoretisch. Zunächst einmal bleibt das Fingerprinting oder Tracking im Lockdown-Modus generisch und somit kaum nützlicher, als wenn jemand wüsste, dass ich iOS anstatt Android verwende. Es ist also eher rudimentär. Zum anderen könnte das auch positive Folgen haben, weil ich als jemand erkannt werde, der viel Wert auf Privatsphäre und Sicherheit legt. So wie ich als Admin einer Website Besucher von DuckDuckGo als wichtige SEO-Zielgruppe betrachte, weil es sich um Personen handelt, denen Datenschutz wichtig ist.

Da es mir selbst ohnehin nicht um die Sicherheit im Blockierungsmodus geht, sondern darum, möglichst viele ungenutzte Funktionen zu deaktivieren, ist das ein Thema, auf das ich gerne hinweise, was mir aber auch herzlich egal ist, um ehrlich zu sein. Außerdem würde ich schon allein aufgrund der Snowden-Enthüllungen und dem Patriot Act darauf schwören, dass Software aus den USA nie wirklich sicher ist. Im besten Fall optimiert sie den allgemeinen Datenschutz und schützt vor direkten Angriffen.

Fazit zum Apple Lockdown Mode

Als ich vom Blockierungsmodus hörte, war ich sofort interessiert. Der Datensparmodus auf dem iPhone erspart mir seit Jahren den unnützen Verbrauch von Datenvolumen, indem er die vielen Synchronisierungen etc. im Mobilen Internet schlichtweg deaktiviert. Der Apple Lockdown-Modus funktioniert ähnlich und doch ganz anders. Apple schaltet mit diesem nämlich sämtliche APIs und Funktionen ab, die für Tracking und Fingerprinting missbraucht werden können. Das ist erst einmal eine gute Sache.

Nun muss ich aber dazu sagen, dass ich jemand bin, der iPhone und MacBook mit viel Bedacht einsetzt. Beispielsweise blockiere ich Webfonts und Cookie-Banner mit NextDNS auf DNS-Ebene, um mir das Laden der vielen Schriftarten und der typischen Cookie-Banner zu ersparen. Auch verwende ich nahezu nie Facetime und die Link-Vorschau in der Nachrichten App stört mich eher, als dass sie mir etwas nützt. GPS habe ich abseits der Navigation ausgeschaltet und Hintergrundaktivitäten am iPhone sind ebenfalls seit Jahren deaktiviert. Eingeschaltete Bedienungshilfen wie »Transparenz reduzieren« und »Bewegung reduzieren« verbessern zudem die Performance auf meinen Geräten.

Das wiederum meint, egal ob iPhone oder MacBook, ich schalte dort schon seit Jahren alles ab, was Daten, Akku oder Performance verbrauchen könnte. Der Apple Lockdown-Modus ist für mich also ein wahr gewordener Traum, weil er auch das deaktiviert, was ich bislang nicht selbstständig deaktivieren konnte. Damit wird der Blockierungsmodus zu meinem neuen Lieblingsmodus im Alltag und ist bei mir sowohl unter iOS als auch unter MacOS aktiviert.

Von der prophezeiten schlechteren Performance, aufgrund der fehlenden Just-in-Time JavaScript-Kompilierung, habe ich rein gar nichts bemerkt. Das mag theoretisch stimmen, aber bemerkbar macht sich das vermutlich nur auf Websites, die mehr Javascript als alles andere einsetzten. Aber wie gesagt, nutze ich meine Geräte ohnehin mit viel Bedacht. Für euch könnte die Sache daher anders aussehen. Speziell natürlich, wenn ihr im Browser spielt, Kamera und Mikrofon regelmäßig verwendet oder einfach sehr viele Online-Tools im Einsatz habt, die auf entsprechende Techniken setzen, die der Blockierungsmodus deaktiviert.

Ich für meinen Teil freue mich aber ungemein darüber, dass Apple mir mit dem Lockdown Mode eine native Möglichkeit gibt, noch mehr zu blockieren und zu beschränken, als ohnehin schon. Ob ich mich dadurch sicherer fühle? Eher nicht, aber ich fühle mich dennoch besser, weil ich weiß, dass nie genutzte Funktionen systemseitig deaktiviert sind.